Multiples Myelom: Immunstimulation mit monoklonalem Antikörper

Mit jeder weiteren Therapielinie nimmt die zu erwartende Überlebensdauer beim multiplen Myelom ab. Deswegen setzt man große Hoffnungen auf neue, wirksame Substanzen für die Rezidivtherapie. Vielversprechend sind dabei immunonkologische Therapien, d. h. Substanzen, mit denen gezielt bestimmte Funktionen des Immunsystems aktiviert werden.

„Der gegen das Oberflächenantigen CD319 (SLAMF7) gerichtete immunstimulatorische Antikörper Elotuzumab entfaltet seine Anti-Malignom-Aktivität über zwei verschiedene Mechanismen“, erklärt Dr. Hans Salwender, Hamburg. Zum einen aktiviert der monoklonale Antikörper direkt natürliche Killerzellen, zum anderen markiert er Myelomzellen. Diese werden dann leichter von den Killerzellen erkannt und in der Folge über Antikörper-abhängige zellvermittelte Zytotoxizität abgetötet.

ELOQUENT-2: Vielversprechende Ergebnisse

Im Rahmen der offenen, randomisierten Phase-III-Studie ELOQUENT-2 wurden 647 Patienten mit rezidiviertem oder therapierefraktärem multiplem Myelom weltweit an insgesamt 168 Zentren randomisiert, Lenalidomid und Dexamethason mit oder ohne zusätzliches Elotuzumab i. v. zu erhalten. 35% der Patienten in beiden Studienarmen hatten auf die letzte Therapie – am häufigsten mit Bortezomib oder Thalidomid – nicht angesprochen, bei den anderen war ein Rezidiv aufgetreten.
Nach einer medianen Beobachtungszeit von zwei Jahren lag das progressionsfreie Überleben (PFS) im Elotuzumab-Arm bei 19,4 Monaten, in der Kontrollgruppe ohne Elotuzumab bei 14,9 Monaten (Abb.). Der Unterschied ist statistisch signifikant (Hazard Ratio 0,70; 95%-Konfidenzintervall 0,57–0,85; p = 0,0004). Das progressionsfreie 1-Jahres-Überleben betrug 68% in der Elotuzumab- und 57% in der Kontrollgruppe, das 2-Jahres-PFS 41% unter Elotuzumab- und 27% in der Kontrollgruppe.

Unter Lenalidomid und Dexamethason in Kombination mit Elotuzumab trat bei 4% der Patienten eine komplette Remission (CR) ein, bei 28% eine sehr gute partielle Remission (VGPR) und bei 46% eine partielle Remission (PR). Unter Lenalidomid und Dexamethason alleine erfuhren 7% eine CR, 21% eine VGPR und 38% eine PR. Die Gesamtansprechrate lag im Elotuzumab-Arm bei 79%, im Kontroll-Arm bei 66% (p = 0,0002; [1, 2]).

PFS-Vorteil geht mit guter Verträglichkeit einher

Die Nebenwirkungshäufigkeit war in beiden Studienarmen vergleichbar. Bei 10% der mit Elotuzumab behandelten Patienten traten Infusionsreaktionen auf. „Elotuzumab ist der erste monoklonale Antikörper, mit dem in einer großen randomisierten Phase 3-Studie bei Patienten mit rezidiviertem oder therapierefraktärem multiplem Myelom in Kombination mit Lenalidomid und Dexamethason ein PFS-Vorteil erzielt werden konnte“, resümiert Salwender. Die offene HD6-Studie der GMMG (German-speaking Myeloma Multicenter Group) vergleicht nun im deutschsprachigen Raum randomisiert die Behandlung mit Bortezomib/Lenalidomid/Dexamethason mit oder ohne Elotuzumab in der Erstlinientherapie des multiplen Myeloms [2].


Thomas Heim


Literatur
1. Lonial S et al. ELOQUENT-2: A phase III, randomized, open-label study of lenalidomide (Len)/dexamethasone (dex) with/without elotuzumab (Elo) in patients (pts) with relapsed/refractory multiple myeloma (RRMM). J Clin Oncol 2015; 33 (15S): ASCO 2015, Abstract #8508.
2. Lonial S et al. Elotuzumab therapy for relapsed or refractory multiple myeloma. N Engl J Med 2015; 373: 621-31.
3. Goldschmidt H. A phase III trial on the effect of elotuzumab in VRD induction/consolidation and lenalidomide maintenance in patients with newly diagnosed myeloma (GMMG-HD6) [https://clinicaltrials.gov/ct2/show/NCT02495922?term=GMMG+HD6&rank=1]. Stand: Juli 2015; Download am 27.10.2015.

Satellitensymposium „Immunonkologie – wir schreiben Geschichte: Solide Tumoren und hämatologische Erkrankungen“ im Rahmen der DGHO-Jahrestagung am 10.10.2015 in Basel, unterstützt von Bristol-Myers Squibb GmbH & Co. KGaA, München.