Der Tyrosinkinaseinhibitor Sunitinib ist bei gastrointestinalen Stromatumoren (GIST) – nach Imatinib-Versagen – die Zweitlinientherapie der Wahl. Eine Nachauswertung der weltweit bisher größten Anwendungsstudie zu GIST zeigte sich bei Patienten, die eine individuell angepasste Sunitinib-Dosierung erhielten, mehr als eine Verdoppelung von Gesamt- und progressionsfreiem Überleben gegenüber der initialen Dosierung. Ebenfalls günstig wirkte sich eine Fortsetzung der Therapie über den Progress hinaus aus: Das Gesamtüberleben lag hier bei 22,8 gegenüber 13,2 Monaten bei Patienten, die die Therapie bei Eintritt der Progression abgebrochen hatten.  

Die Daten der Anwendungsstudie [1] liefern wichtige Hinweise für den optimalen Einsatz von Sunitinib bei GIST: „Die Verbesserung des Überlebens durch eine individuell Dosierung von Sunitinib konnte bisher so eindrucksvoll für keine vergleichbare Therapie gezeigt werden“, so PD Dr. Peter Reichardt, Berlin. „Und je länger der Patient die Therapie nehmen kann, desto länger ist sein progressionsfreies und sein Gesamtüberleben.“ Das initiale Dosierungsschema lag für die 1.124 Patienten in der Studie bei 50 mg/d für vier Wochen, gefolgt jeweils von zwei Wochen Pause. Ein Amendement gestattete die individuelle Anpassung der Therapie an den einzelnen Patienten und erlaubte dazu Abweichungen vom initialen Dosierungsschema. Median wurden die Patienten sieben Monate lang behandelt, bei etwa jedem dritten Patienten (32%) war es mehr als ein Jahr. Die Zeit bis zur Tumorprogression lag im Gesamtkollektiv bei median 8,3, die Gesamtüberlebenszeit bei 16,6 Monaten. Patienten, die eine individualisierte Dosierung erhielten, profitierten nicht nur von einer insgesamt besseren Verträglichkeit, sondern auch von einem deutlich verlängerten progressionsfreien (12,7 vs. 5,2 Monate) und Gesamtüberleben (23,5 vs. 11,1 Monate).
Ein radiologischer Progress – d. h. ein Wachstum des Tumors – bedeutet außerdem nicht automatisch, dass auch ein klinischer Progress vorliegt. Demzufolge, so Reichardt, verlängerte sich das Gesamtüberleben, wenn die Patienten beim Eintritt eines Progresses weiterbehandelt wurden, um median fast ein Jahr von 13,2 auf 22,8 Monate – und das, ohne dass die Fortsetzung der Therapie zusätzliche Toxizität mit sich brachte. Ein Therapieabbruch dagegen führt fast immer zum Progress oder Rezidiv und damit zum Übergang in die nächste Therapielinie.

Für Patienten mit GIST und einer Resistenz oder Unverträglichkeit gegenüber Imatinib stellt Sunitinib zurzeit die einzig zugelassene und in den aktuellen Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie
(DGHO) empfohlene Therapieoption dar [2, 3]. Sicherheit und Wirksamkeit wurden in der Zulassungsstudie der Phase III nachgewiesen [4]: Darin erreichten die Patienten mit Sunitinib gegenüber Placebo eine Vervierfachung der Zeit bis zur Tumorprogression – von 6,4 auf 27,3 Wochen (HR 0,339; p < 0,0001).

jfg

Literatur
1. Reichardt P et al. Clinical outcomes of patients with advanced gastrointestinal stromal tumores: Safety and efficacy in a worldwide treatment-use trial of sunitinib. Cancer 2015; 121: 1405-13.
2. Reichardt P, Schütte J. DGHO Leitlinien. Empfehlungen der Fachgesellschaft zur Diagnostik und Therapie hämatologischer und onkologischer Erkrankungen, 2011. Gastrointestinale Stromatumoren (GIST; [https://www.onkopedia.com/de/onkopedia/guidelines/gastrointestinale-stromatumore-gist/@@view/html/index.html]).
3. Sutent® Fachinformation, Stand: Februar 2015.
4. Demetri GD et al. Efficacy and safety of sunitinib in patients with advanced gastrointestinal stromal tumour after failure of imatinib: A randomised controlled trial. Lancet 2006; 368: 1329-38.

 

Pressegespräch „Zeitpunkt und Dauer der Behandlung bestimmen Patientennutzen: Sunitinib bei seltenen GI-Tumoren“ im Rahmen des World Congress on Gastrointestinal Cancer (WCGC) am 3.7.2015 in Barcelona, veranstaltet von Pfizer Oncology, Berlin.