Beim ASCO-GU-Kongress in Orlando/Florida wurde der Kombination von Abirateronacetat mit niedrig dosiertem Prednison/Prednisolon erneut gute Wirksamkeit und Verträglichkeit beim metastasierten kastrationsresistenten Prostatakarzinom bestätigt: In der Erstlinie verlängert sie das Überleben und verringert auch die Inzidenz von (Kortikoid-bedingten) Nebenwirkungen, sodass die Patienten nach Versagen der Erstlinientherapie noch fit genug für eine Taxan-haltige Chemotherapie sind.

Die aktuelle deutsche S3-Leitlinie empfiehlt für Patienten mit nicht oder leicht symptomatischem metastasiertem kastrationsresistentem Prostatakarzinom (mCRPC), die eine Umstellung der Therapie wünschen, Abirateronacetat (Zytiga®, Empfehlungsgrad B). Der Inhibitor der Androgen-Biosynthese hemmt das an diesem Prozess entscheidend beteiligte Enzym CYP17 und damit die – trotz Androgen-Deprivationstherapie persistierende – Androgen-Produktion sehr effektiv in Hoden, Nebennieren und Tumorgewebe. Alternativen sind Docetaxel oder – wenn keine viszeralen Metastasen vorliegen – Sipuleucel-T (je Empfehlungsgrad 0). Nach Versagen von Docetaxel werden in der Zweitlinie – unter Berücksichtigung des Allgemeinzustandes – Abirateron, Enzalutamid, Cabazitaxel sowie bei ossärer Metastasierung Radium 223 empfohlen.
Allerdings, darauf weist Prof. Mark Schrader, Berlin, hin, sollte die hohe Rate an Kreuzresistenzen in Betracht gezogen werden: Kreuzresistenzen könnten die Wirksamkeit von nachfolgenden Therapien beeinträchtigen, sodass unterschiedliche Sequenzen möglicherweise unterschiedlich wirken und sogar eine unterschiedliche Lebensverlängerung erzielen. Prinzipiell könne man aber sagen, dass die erstgenutzte Substanz immer die effektivste sei. Mit den derzeit verfügbaren Substanzen müsse man in den nächsten vier bis fünf Jahren arbeiten; dabei sollte man auf die Sequenzen achten, wobei Abirateron auf jeden Fall zur First-line-Therapie gehöre.
Nach einer post-hoc-Analyse der Zulassungsstudie COU-AA-302, vorgestellt in Orlando [1], bleibt nach Versagen von Abirateron eine Taxan-haltige Chemotherapie weiterhin wirksam: 53% der Patienten aus der Abirateron-Gruppe hatten als erste Folgetherapie über drei Monate ein Taxan (meist Docetaxel) erhalten: 47% von ihnen erzielten einen PSA-Abfall um mindestens 50%, die mediane Zeit bis zur PSA-Progression lag bei 7,6 Monaten. Nach Ansicht von Schrader liegt der Vorteil von Abirateron darin, nach Versagen der Erstlinie dem Patienten weitere Optionen offenzuhalten.
Wie eine zweite Analyse der COU-AA-302 in Orlando zeigte, kam es unter Abirateron plus Prednison/Prednisolon vs. Placebo plus Prednison/Prednisolon zu einer weiteren Reduzierung des Sterberisikos, wenn die im Studiendesign enthaltene Crossover-Option von der Placebo- zur Abirateron-Behandlung und die Folgebehandlung von Patienten aus der Kontrollgruppe mit Abirateron statistisch berücksichtigt wurde: Während die Hazard Ratio (HR) in der finalen Analyse der Gesamtgruppe bei 0,81 (p = 0,0033) gelegen hatte, verbesserte sie sich bei Korrektur für diesen Therapiewechsel auf 0,79 (p < 0,0001) [2].
Einer dritten Analyse von COU-AA-302 und COU-AA-301 zufolge ist die Inzidenz zahlreicher Kortikosteroid-bedingter Nebenwirkungen unter Abi­rateron plus Prednison/Prednisolon (5 mg zweimal täglich) gering [3]: Sie betrug unter Abirateron plus Kortikosteroid 26% (vs. 23% unter Placebo plus Kortikosteroid). Typische Kortikosteroid-bedingte Nebenwirkungen wie Hyper­glykämie, Diabetes mellitus oder Gewichtszunahme sind vermutlich bei höheren Dosen zu erwarten.

Helga Vollmer


Literatur
1. von Hoff DD et al. J Clin Oncol 33, 2015 (suppl 7); ASCO-GU 2015, Abstract #184.
2. Ryan CJ et al. J Clin Oncol 33, 2015 (suppl 7); ASCO-GU 2015, Abstract #142.
3. Fizazi K et al. J Clin Oncol 33, 2015 (suppl 7); ASCO-GU 2015, Abstract #169.
Fachpressekonferenz anlässlich des ASCO-GU 2015 „Metastasiertes Prostatakarzinom: Was ändert sich, was bleibt?“ am 4.3.2015 in Düsseldorf, veranstaltet von Janssen-Cilag.