Die Androgendeprivations-Therapie (ADT) ist auch 70 Jahre nach ihrer Erstbeschreibung nach wie vor ein Therapiestandard bei Patienten mit metastasiertem Prostatakarzinom. Ungeachtet dessen bleibt die ADT ein hochaktueller und viel diskutierter Behandlungsansatz. Gesicherte Indikationen, so Bernd Jürgen Schmitz-Dräger, Fürth, sind laut S3-Leitlinie zum Pro­statakarzinom die symptomatisch und asymptomatisch metastasierte Prostatakarzinom-Erkrankung [1]. Vorrangige Ziele sind die Linderung der Symptome bzw. die Verlängerung des Überlebens. Aber trotz der Anwendung bei inzwischen vielen Millionen Patienten bleibt die ADT in der Diskussion. Wichtige Aspekte der Behandlung sind auch Jahrzehnte nach der Einführung noch umstritten. Dazu zählen der optimale Zeitpunkt für den Therapiebeginn, die Behandlungsdauer, optimale Dosierungen und Kombinationen sowie die Rolle der LHRH-Antagonisten. Seit Längerem wird der Einsatz einer maximalen Androgenblockade als Primärtherapie debattiert. Dieses Vorgehen weist gegenüber der alleinigen Androgensuppression leichte Vorteile beim Überleben auf, geht aber vermehrt mit Nebenwirkungen, einer reduzierten Lebensqualität und höheren Kosten einher [2, 3]. In der deutschen Leitlinie ist die maximale Androgenblockade daher mit einer Kann-Empfehlung aufgeführt [1]. Dagegen scheint die intermittierende Androgenblockade, zumindest bei ausgedehnt metastasierten Tumoren, keinen Vorteil gegenüber einer kontinuierlichen Behandlung zu bringen.

Einfluss anamnestischer Faktoren: Hexal-Studie LEAN gestartet

Da das Prostatakarzinom immer früher diagnostiziert wird, ist es von einem foudroyant innerhalb von zwei bis drei Jahren tödlich verlaufenden Tumor zu einer Erkrankung mit zunehmend chronischem Verlauf geworden. Dementsprechend ergeben sich völlig neue Herausforderungen insbesondere im Bereich der Supportivtherapie. In der derzeit laufenden, von Hexal initiierten prospektiven, nicht-interventionellen LEAN-Studie werden rund tausend Prostatakarzinom-Patienten, bei denen eine Hormontherapie indiziert ist, mit Leuprorelin (Leuprone® HEXAL®) in einer implantierbaren Depot-Galenik behandelt. Ziel ist es, den Therapieverlauf sowie das Verträglichkeitsprofil von Leuprorelin in dieser speziellen Darreichungsform zu evaluieren. Der Schwerpunkt der Untersuchung liegt einerseits im Management von Nebenwirkungen einer ADT; andererseits sollen Zusammenhänge zwischen anamnestischen Risikofaktoren wie Gewicht, Blutdruck oder Stoffwechselparametern und dem Krankheitsverlauf herausgearbeitet werden. Die Rekrutierung läuft bislang sehr erfolgreich, es können aber noch Patienten eingeschlossen werden, so Schmitz-Dräger.


red

Literatur
1. www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/043-022OLl_S3_Prostatakarzinom_201409.pdf
2. Mottet N et al. Guidelines on Prostate Cancer, European Association of Urology, 2014
3. Prostate Cancer Trialists Collaborative Group. Lancet 2000; 355: 1491–1498

Hexal Praxisforum Urologie – Kundl/Kitzbühel, 13.–15. November 2014.