DGHO 2014

CD20-Antikörper haben in den letzten 15 Jahren die Therapie aller B-Zell-Lymphome einschließlich der chronischen lymphatischen Leukämie (CLL) verbessert. Die neuesten Medikamente richten sich gegen Komponenten des Signalwegs für den B-Zell-Rezeptor: Der neu zugelassene Inhibitor der δ-Isoform der Phosphaditylinositol-3-Kinase (PI3Kδ) Idelalisib (Zydelig®) wirkt auch, nachdem herkömmliche Therapien versagt haben.

Die Aktivierung des B-Zell-Rezeptors ist für das Wachstum der Lymphomzellen essenziell. Gegen die δ-Variante der PI3K, die im Signalweg des Rezeptors eine wichtige Rolle spielt, wurde mit Idelalisib ein hochselektiver Inhibitor entwickelt. Er ist seit September 2014 in Europa zur Therapie von Patienten mit CLL ab der zweiten Therapielinie (bei Hochrisikopatienten in der Erstlinie) sowie von Patienten mit follikulärem Lymphom zugelassen, die gegenüber Rituximab und Alkylanzien refraktär sind, so Matthias Rummel, Gießen. In der für die Zulassung essenziellen Phase-II-Studie 101–09 hatten solche Patienten unter einer Idelalisib-Monotherapie Ansprechraten von 57% gezeigt, mit einer medianen Dauer des Ansprechens von 12,5 Monaten. Derzeit laufen zwei Phase-III-Studien, in denen vorbehandelte Patienten mit indolenten Lymphomen Rituximab bzw. Bendamustin und Rituximab erhalten und als Kombinationspartner jeweils entweder Placebo oder Idelalisib.
CLL: Auch bei Hochrisiko-Patienten
Patienten mit CLL bekommen in der Erstlinie heute eine Chemoimmuntherapie, die bei den meisten hochwirksam, aber nicht kurativ ist. Patienten im Rezidiv können nun Idelalisib in Kombination mit Rituximab erhalten; bei solchen mit 17p-Deletion oder einer TP53-Mutation, die für eine Chemoimmuntherapie nicht geeignet sind, ist es bereits in der Erstlinientherapie zugelassen, so Stephan Stilgenbauer, Ulm. Basis dafür ist die Phase-III-Studie Gilead 116, in der CLL-Patienten mit einem Rezidiv weniger als zwei Jahre nach der letzten Therapie für sechs Monate Rituximab und randomisiert entweder Placebo oder Idelalisib (150 mg zweimal täglich bis zur Progression) erhalten hatten. Bei Progression konnten Patienten aus dem Placeboarm die normale Dosis Idelalisib bekommen, bei den Patienten aus dem Verumarm wurde die Dosis verdoppelt.
Beim primären Endpunkt progressionsfreies Überleben lag in der Kontrollgruppe der Median bei 5,5 Monaten, in der Idelalisib-Gruppe war er nach mehr als einem Jahr noch nicht erreicht (Hazard Ratio 0,15; p < 0,0001). Das galt auch für zytogenetische Hochrisiko-Patienten mit Deletion p17 oder TP53-Mutation. Trotz der Crossover-Option für Patienten aus dem Placeboarm scheint auch beim Gesamtüberleben der Unterschied bereits signifikant zu sein (HR 0,28; p = 0,018).
Bei vielen älteren ebenso wie bei Hochrisiko-Patienten mit CLL fällt die Toxizität einer Chemotherapie besonders ins Gewicht, so Barbara Eichhorst, Köln. Sie profitierten ganz klar von der neuen chemotherapiefreien und gut verträglichen Therapieoption mit Idelalisib plus Rituximab.

jfg

Pressegespräch „Idelalismus. Aufbruchstimmung in der iNHL-Therapie“ im Rahmen der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und medizinische Onkologie (DGHO) am 12. Oktober 2014 in Hamburg, veranstaltet von Gilead Sciences GmbH, Martinsried bei München.