DGHO 2014

Myelodysplastische Syndrome (MDS) sind relativ häufige hämatologische Erkrankungen. Durch die gestörte Bildung und Differenzierung von Blutzellen kommt es zu Zytopenien: Insbesondere haben 90% der Patienten bei Diagnosestellung einen Hb-Wert von unter 10 g/dl, und 75% werden im Verlauf transfusionspflichtig. Diese Patienten erhalten zwischen acht und 52 Konzentrate pro Jahr, d. h. bis zu 13 g Eisen, während der natürliche Eisenverlust bei 400–500 mg/a liegt. Dies ist der Hauptgrund, so Wolf-Karsten Hofmann, Mannheim, für die deutliche reduzierte Lebenserwartung transfusionsabhängiger MDS-Patienten, die mit median 52,6 Monaten nicht einmal halb so hoch liegt wie bei den nicht transfusionsabhängigen Patienten (122,6 Monate; p = 0,001). Diesen Patienten kann aber geholfen werden: Lässt man ihnen eine Eisenchelations-Therapie angedeihen, so bessern sich die Überlebenschancen hochsignifikant.
Hier stehen mehrere Präparate zur Verfügung, aber aus Gründen des Patientenkomforts ist das oral verfügbare Deferasirox (Exjade®) gegenüber etwa dem mittels einer Pumpe parenteral verabreichten Deferoxamin deutlich zu bevorzugen, so Hofmann. Die Wirkung von Deferasirox verdeutlichte er anhand einer Kasuistik:
Bei dem damals 62-jährigen männlichen Patienten war 2005 ein MDS (refraktäre Anämie mit Ringsideroblasten) diagnostiziert worden. Eine symptomatische Anämie machte, nachdem ein Behandlungsversuch mit Erythropoetin erfolglos geblieben war, ab März 2005 bei dem deutlich komorbiden Patienten (KHK, chronische Niereninsuffizienz, COPD, Übergewicht, Thrombose in der Anamnese) die Transfusion von zwei Erythrozytenkonzentraten alle vier Wochen erforderlich. Innerhalb von etwa 15 Monaten stieg das Serum-Ferritin von unter 500 auf etwas über 2.000 µg/l an. Ein Behandlungsversuch mit Deferoxamin war (auch wegen geringer Akzeptanz durch den Patienten) erfolglos – die Ferritin-Spiegel stiegen weiter auf Werte von über 3.000 µg/l.
Eine Fortsetzung der Chelationstherapie mit Deferasirox (Startdosis 20 mg/kg und Tag am Morgen) führte zunächst zu heftigen Durchfällen und einem Anstieg der Serum-Kreatinin-Werte auf 1,65 mg/dl. Auf dringende Bitte des Patienten wurde die Behandlung unterbrochen und für wenige Tage Loperamid gegeben; unter ausreichender Flüssigkeitszufuhr normalisierte sich das Kreatinin, und die glomeruläre Filtrationsrate erhöhte sich auf über 60 ml/min. Mit einschleichender Dosierung (von 10 über 15 auf 20 mg/kg und Tag) wurde die Deferasirox-Behandlung daraufhin problemlos vertragen, und das Serum-Ferritin sank im Verlauf von knapp zwei Jahren von etwa 3.300 auf unter 2.500 µg/l.
Die Behandlung mit Deferasirox, so Hofmann, ist bei Patienten mit MDS und Eisenüberladung effektiv. Das Medikament hat ein definiertes und in der Regel gut steuerbares Sicherheitsprofil, das eine Behandlung auch älterer und komorbider Patienten gestattet, wobei die orale Behandlung von großer Gabe für deren Lebensqualität ist.

jfg

Meet the Experts “DGHO 2014: Myelofibrose & MDS” im Rahmen der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und medizinische Onkologie (DGHO) am 11.10.2014 in Hamburg, veranstaltet von Novartis Oncology, Nürnberg.