Pankreaskarzinom 2014 – neue Optionen, neue Fragestellungen

Das Adenokarzinom des Pankreas stellt nach wie vor eine interdisziplinäre therapeutische Herausforderung dar; erst kürzlich veröffentlichte das Pancreatic Cancer Action Network in den USA eine epidemiologische Analyse, die – trotz Verbesserungen in Diagnostik und Therapie – einen Anstieg der Pankreaskarzinom-Todesfälle von 37.900 im Jahr 2010 auf 43.000 in 2020 und weiter auf 63.000 in 2030 prognostizierte. Das Pankreaskarzinom würde damit zur zweithäufigsten Krebstodesursache nach dem Lungenkarzinom aufsteigen.
Das vorliegende Schwerpunktheft zum Pankreaskarzinom soll daher nicht nur einen Überblick über den diagnostischen und therapeutischen „State of the Art“ geben, sondern durchaus auch als ein „Call to Action“ verstanden werden. Ormanns und Mitarbeiter geben in Ihrem einleitenden Artikel u. a. einen Überblick über die neue (S3-Leilinien-konforme) Aufarbeitung pathologischer Präparate und geben außerdem einen Ausblick auf neue molekular-pathologische Biomarker. Bereits in diesem Artikel wird deutlich, wie hoch doch die Bedeutung der translationalen Forschung bei dieser Tumorentität ist – aber auch wie groß der Nachholbedarf (gerade im Vergleich zu anderen Entitäten wie dem NSCLC oder dem CRC) hier leider immer noch ist. In der Chirurgie waren in den letzten Jahren Verbesserungen im perioperativen Management und die Bildung spezialisierter Pankreaszentren die Schrittmacher zur Verbesserung der operativen Ergebnisse (im vorliegenden Heft zusammengefasst von Gluth et al.), die immer mehr auch in einem multimodalen Kontext gesehen werden. Wie von Kapp und Kunzmann dargestellt, finden sich gerade mit den immer effektiveren Systemtherapien zunehmend neue Ansätze in der adjuvanten Therapie, aber auch in der neoadjuvanten chemotherapeutischen Vorbehandlung von Patienten mit grenzwertig-resektablen oder lokal-fortgeschrittenen Tumoren. Diese Ansätze sind derzeit sicher noch kein Standard, werden aber in immer mehr Studienkonzepten untersucht.
Der Stellenwert der Strahlentherapie beim lokal-begrenzten Pankreaskarzinom wird weiter teils kontrovers diskutiert. Während in den USA die Radiochemotherapie sowohl in der Adjuvanz als auch in der neoadjuvanten Therapie einen wichtigen Stellenwert einnimmt (der aufgrund fehlender Phase-III-Daten weiter nicht streng Evidenz-basiert ist), sind die meisten Behandler in Europa hier eher noch vermehrt auf Seiten der Systemtherapie. Roeder und Kollegen stellen in Ihrem Beitrag jedoch sehr übersichtlich die vielversprechenden modernen radioonkologischen Techniken wie IMRT und IORT vor, die eine hohe lokale Kontrolle ermöglichen und die – zusammen mit den optimierten chemotherapeutischen Optionen – in Zukunft die Behandlungsergebnisse weiter verbessern sollen.
Ein wichtiger Schrittmacher der Therapieoptimierung war zuletzt, nach mehr als einem Jahrzehnt der Stagnation, die Internistische Onkologie (Kruger et al.): Basierend auf großen Phase-III-Studien haben sich die neuen Therapieprotokolle FOLFIRINOX und Gemcitabin/nab-Paclitaxel mittlerweile für geeignete Patienten fest etabliert und bilden nun die Plattform für die Untersuchung neuer Zytostatika und Biologicals.  
All diese Anstrengungen sollten jedoch nicht nur aus der Perspektive der einzelnen Disziplinen betrachtet werden, sondern dem Patienten immer eingebettet im interdisziplinären, multimodalem Kontext angeboten werden. Hier haben sich in den letzten Jahren zunehmend als wichtige Schrittmacher die interdisziplinären Tumorboards sowie die (zertifizierten) Pankreaszentren etabliert; auf dieser Basis gilt es nun, alle Anstrengungen zu unternehmen, um die therapeutischen Ergebnisse für unsere Patienten weiter zu verbessern.

PD Dr. Stefan Böck, München