Es steht an dritter Stelle tödlich verlaufender Tumorerkrankungen beim Mann und galt lange als Chemotherapie-resistent: das metastasierte kastrationsresistente Prostatakarzinom (mCRPC). In den letzten Jahren wurden mehrere neue Wirkstoffe entwickelt, darunter Abirateronacetat mit seinem aktiven Metaboliten Abirateron (Zytiga®). Er unterdrückt die trotz Androgen-Entzugs persistierende Androgen-Produktion in Hoden, Nebennieren und Tumorgewebe. Mit dem vor zweieinhalb Jahren zugelassenen Androgenbiosynthese-Hemmer wurden inzwischen weltweit mehr als 80.000 Patienten behandelt.

Ein lokal fortgeschrittenes oder metastasiertes Prostatakarzinom kann initial nur begrenzte Zeit erfolgreich mit Hormontherapie (GnRH-Analoga oder Anti­androgene) behandelt werden, so Prof. Jürgen E. Geschwend, München – mit dem Ziel, die Ausschüttung des proliferativ wirkenden Testosterons zu senken bzw. zu unterdrücken. Nach etwa zwei Jahren entstehen Androgen-unabhängige Tumorzellen, der Tumor ist durch den Hormonentzug allein nicht mehr kon­trollierbar, das hormonrefraktäre Stadium erreicht. Docetaxel kombiniert mit Prednison/Prednisolon verlängert die Überlebenszeit um median 2,9 Monate, so Prof. Maria De Santis, Wien: Eine Chemotherapie sei zwar wirksam und sollte in den Therapiealgorithmus eingebaut werden, jedoch gebe es Patienten, die nur kurz, nämlich weniger als 16 Monate lang, darauf ansprechen.
Eine günstigere Prognose haben mCRPC-Patienten, die neben Prednison/Prednisolon Abirateronacetat erhalten – und zwar sowohl bei asymptomatischem wie symptomatischem Verlauf und nach Versagen der Androgen-Entzugstherapie – sowie jene, bei denen eine Chemotherapie noch nicht infrage kommt. Abirateronacetat ist zudem indiziert bei Männern, deren Erkrankung während oder nach einer Docetaxel-haltigen Chemotherapie progredient ist (14–18% der Patienten). So zeigte die Phase-III-Studie COU-AA-301 mit 1.195 Patienten, dass sich durch den sequenziellen Einsatz von Docetaxel in  der Erst- und Abirateronacetat in der Zweitlinie die Überlebensrate ab der ersten Docetaxel-Gabe auf median 32,6 Monate verlängerte, auch bei Männern im Alter von ≥ 75 Jahren, während sie unter Placebo bei 27,6 Monaten lag.
Prof. Johannes Wolff, Viersen, wies jedoch darauf hin, dass nicht nur die Progression (anhand von PSA, Hämoglobin, LDH, alkalischer Phosphatase, Knochenmarkern etc.) gemessen werden müsste, sondern auch die Schmerz­intensität des Patienten. Die Zulassungsstudie COU-AA 302 mit 1.088 asymptomatischen oder mild symptomatischen, Chemotherapie-naiven Patienten mit progredientem mCRPC ergab unter Abirateronacetat (vs. Placebo) nicht nur ein signifikant längeres medianes radiologisch progressionsfreies Überleben sowie ein signifikant längeres Gesamtüberleben bei frühem Therapiebeginn (d. h. vor dem Auftreten von Schmerzen und bei PSA-Werten ≤ 114 ng/ml), sondern auch eine Verlängerung der Zeit bis zur Progression der Schmerzintensität und -interferenz sowie bis zur Zunahme des schlimmsten Schmerzes. Die Zeit, bis eine Opiat-Therapie erforderlich wurde, konnte signifikant hinausgezögert werden, ebenso die Zeit bis zum Auftreten von Skelett-bezogenen Ereignissen sowie bis zur Verschlechterung von Funktionalität und Lebensqualität.
Prof. Kurt Miller, Berlin, empfiehlt daher, Abirateronacetat nach Versagen der Androgen-Deprivation möglichst früh einzusetzen. Außerdem handle es sich um eine orale Therapie, die ambulant erfolgen könne, weil die Nebenwirkungen nicht zu schwerwiegend seien: Gewichtszunahme durch Wassereinlagerungen bzw. periphere Ödeme, Hypokaliämie sowie Leberveränderungen. Abirateron eignet sich also für die Erst- wie auch für die Zweitlinientherapie.

Helga Vollmer

Symposium „ Das metastasierende kastrations­resistente Prostata-Karzinom“ anl. des 31. Deut­schen Krebskongresses am 20. Februar 2014 in Berlin, unterstützt von Janssen.