Einleitung
Seit der Entschlüsselung des menschlichen Genoms hat sich die Genomforschung rasant weiterentwickelt [1–8]. Die Einführung der Hochdurchsatzsequenzierung (Next Generation Sequencing, NGS) im Jahr 2007 führte zu einem enormen Boost der Genomforschung in allen Bereichen der Lebenswissenschaften und der Medizin [9, 10]. Auch die genomische Diagnostik hat inzwischen in einigen Bereichen, unter anderem bei seltenen Erkrankungen und in der Onkologie, Einzug in den klinischen Alltag gehalten [5–8, 11]. Mit der Einzelzellgenomik geht die nächste genomische Revolution einher, die alle Bereiche der Lebenswissenschaften und der Medizin transformieren wird [3, 4].
Für die Immunologie bedeuten die Möglichkeiten der Genomforschung ebenfalls einen Paradigmen-Wechsel [12–15]. Systembiologische Ansätze halten Einzug in die Entschlüsselung von komplexen Volkskrankheiten. Und neben der Genomforschung tragen andere wissenschaftliche Disziplinen wie die Bioinformatik maßgeblich zum Verständnis immunologischer Prinzipien bei [16].
Die Beschreibung von immunologischen Zelltypen, deren funktionelle Zustände, Differenzierung, Aktivierung und Funktionalität werden zusehends durch nicht-immunologische Techniken umfänglich definiert werden. Neue Fähigkeiten, neues Know-how und Expertise werden in der immunologischen Forschung und mit großer Wahrscheinlichkeit auch in der klinischen Immunologie notwendig werden. Der interdisziplinäre Forschungsansatz systembiologischer/-medizinischer Forschung unter Einbeziehung genomischer Daten wird den Alltag eines Immunologen genauso verändern, wie dies in anderen Bereichen der Lebenswissenschaften, zum Beispiel in der Onkologie, bereits geschehen ist.
In dieser kurzen Übersicht versuchen wir, die Entwicklung und die Ziele des durch die DFG geförderten NGS-Kompetenznetzwerkes (NGS-CN, Abb. 1) zu erläutern, und die sich daraus ergebenden Möglichkeiten für die immunologische Forschung in Deutschland zu beleuchten.