Die Deutsche Gesellschaft für Immunologie (DGfI) wurde am 7. Juli 1967 vorrangig mit dem Ziel gegründet, internationale Fachkongresse auf Basis nationaler Gesellschaften veranstalten zu können. Seit der ersten Jahrestagung 1969 in Freiburg entwickelte sich die Gesellschaft rasch hinsichtlich der Mitgliederzahl und wissenschaftlichen Reputation und richtete im Auftrag der International Union of Immunological Societies (IUIS) den 7. Internationalen Kongress 1989 in Berlin aus. Ein weiterer bedeutsamer Zuwachs an wissenschaftlicher Qualität und Vielfalt ergab sich mit der Wiedervereinigung durch die Integration der Gesellschaft für Immunologie der ehemaligen DDR. Diese überaus erfreuliche Entwicklung der Gesellschaft hat sich bis heute fortgesetzt.

50 Jahre Deutsche Gesellschaft für Immunologie, 50 Jahre einer spannenden, zum Teil stürmisch positiven Entwicklung, die sich die Gründungsväter der Gesellschaft zwar erhofften, aber nicht unbedingt erwarten konnten. Viele heutige Mitglieder unserer Gesellschaft, so  auch ich, verbrachten das Gründungsjahr 1967, das Jahr vor einem nachhaltigen Umbruch universitärer Strukturen, als  Post-Doc im Ausland, und nahmen deshalb die Gründung der Gesellschaft   kaum bzw. erst nach der Rückkehr in die  Bundesrepublik wahr.

Schon in den frühen 1960er-Jahren gab es im Bereich der Universitäten Aktivitäten zur Reaktivierung der vor dem Nationalsozialismus so anerkannten internationalen Forschung auf dem Gebiet der Immunologie. So trafen sich Ende 1961 mein ehemaliger Lehrer und Gründungsrektor der Medizinischen Hochschule Hannover, Fritz Hartmann, der Tübinger Pathologe Erich Wetterer, sowie der Mikrobiologe Paul Klein aus Mainz und der Immunchemiker Otto Westphal bei der DFG, um ein Schwerpunktprogramm „Immunologie“ einzurichten. Ein weiterer wichtiger Anstoß zur Reaktivierung der Immunologie war die Gründung des Max-Planck-Instituts für Immunbiologie im Jahr 1963, dem Otto Westphal als Präsident vorstand.

Die Idee zur Gründung einer Gesellschaft für Immunologie in der Bundesrepublik wurde während eines Gesprächs zwischen Hans Gerhard Schwick, dem späteren Direktor der Behring-Werke AG, und Bernhard Cinader, damals Professor für Immunchemie in Toronto, in Punta Ala, Italien, geboren. Primär sollte die Ausrichtung eines internationalen Kongresses für Immunologie besprochen werden, wobei es sich im Rahmen der Diskussionen ergab, dass als eine Voraussetzung zur Umsetzung dieses Gedankens, die Gründung nationaler Gesellschaften als notwendig erachtet wurde. Zum damaligen Zeitpunkt gab es weltweit in nur drei Ländern Gesellschaften für Immunologie: die American Association for Immunology, die British Society for Immunology sowie die Australian Society for Immunology. 

Nach seiner Rückkehr nach Deutschland und Diskussionen mit interessierten Wissenschaftlern lud H. G. Schwick 18 wissenschaftlich bzw. klinisch tätige Immunologen in die Hoechster Jahrhunderthalle in Frankfurt ein, wo sie am 7. Juli 1967 die Gründung der Gesellschaft für Immunologie beschlossen. Das nationale Etikett wurde bei der Benennung der Gesellschaft vermieden, nicht zuletzt um eine Öffnung der neugegründeten Gesellschaft nach Europa zu bekunden. Zum ersten Vorsitzenden der Gesellschaft wurde Otto Westphal, der damalige Direktor des Freiburger Max-Planck-Instituts für Immunbiologie gewählt. Der vorläufige Vorstand bestand aus Norbert Hilschmann, Klaus Rajewsky und H. G. Schwick. O. Westphal und H. G. Schwick wurden beauftragt, einen Satzungsentwurf auszuarbeiten, und im folgenden Jahr, 1968, wurde die Gesellschaft für Immunologie beim Amtsgericht Marburg ins Vereinsregister eingetragen. Nach wiederholten Diskussionen im Vorstand und Beirat sowie in der Mitgliederversammlung wurde 1995 beschlossen, die Gesellschaft für Immunologie in Deutsche Gesellschaft für Immunologie (DGfI) umzubenennen und so den Namen an andere europäische immunologische Gesellschaften anzugleichen. 

Nach den ersten Gehversuchen war 1969 aufgrund zweier Ereignisse ein besonderes Jahr für die Gesellschaft. Zum einen trafen sich im Mai Repräsentanten verschiedener nationaler immunologischer Gesellschaften in Brügge, Belgien, um die International Union of Immunological Societies (IUIS) zu gründen. Ein vorläufig gewählter Vorstand bestand aus B. Cinader als Präsident, H. G. Schwick als Sekretär und N. Hilschmann als Schatzmeister. Als eine der Hauptaufgaben dieser Dachorganisation wurde die Vorbereitung und Durchführung internationaler Kongresse für Immunologie definiert. Erfreulicherweise hat sich dieses frühe Engagement von Mitgliedern unserer Gesellschaft bei der Gründung der IUIS bis zum heutigen Tag fortgesetzt. DGfI-Mitglieder waren und sind in verschiedenen Funktionen für die IUIS tätig, so als Council Members bzw. Chair oder Vice-Chair unterschiedlicher Standing Committees. Diese wichtige und von Gründungsbeginn der IUIS an akzeptierte und geschätzte Mitarbeit war neben der auffallenden Entwicklung im wissenschaftlichen Bereich unserer Gesellschaft ein wichtiges Argument für die Vergabe des Weltkongresses 1989 nach Berlin, sowie für die Wahl von Fritz Melchers als ersten deutschen IUIS-Präsidenten (1999–2001). 

Zum anderen wurde im gleichen Jahr die erste Jahrestagung der Gesellschaft für Immunologie vom 16.–18. Oktober 1969 in Freiburg organisiert. Tagungspräsident war O. Westphal. 315 immunologische Teilnehmer besuchten diese Tagung, wobei ein Großteil der Teilnehmer junge engagierte und diskussionsaktive Wissenschaftler waren – ein bemerkenswert positives Phänomen, das sich bis zum heutigen Tag feststellen lässt. 

Ein Blick in das Programm der ersten Jahrestagung lässt einen Schwerpunkt im Bereich der Antikörperforschung erkennen. Randthemen waren die Rolle von Makrophagen in der Entwicklung einer Immunreaktivität, die Immungenetik und wenige Mitteilungen zur zellulären Immunologie. Die erste Jahrestagung hatte keine Parallelveranstaltung. So wurden in sechs Sektionen mit ca. 70 Beiträgen die Hauptthemen der Veranstaltung abgehandelt. Vergleicht man die heutige Tagung mit über 1.000 Teilnehmern und mehr als 600 Beiträgen sowie vielen Parallel- und Postersitzungen mit dem Programm von damals, kommt eine gewisse Wehmut auf.

Ein guter Brauch von Anbeginn der Gesellschaft war und ist es noch heute, gemeinsam mit anderen europäischen Gesellschaften Jahrestagungen zu organisieren. Dies geschieht regelmäßig mit der Österreichischen, der Schweizer und auch der Französischen Gesellschaft für Immunologie. Darüber hinaus bestehen enge wissenschaftliche Kontakte durch bilaterale Workshops mit anderen Gesellschaften wie z. B. der Japanischen, Australischen, Argentinischen und Italienischen Gesellschaft. 

1985 wurde die seit 1969 veranstaltete „Leukozyten-Konferenz“ als Frühjahrstagung der Gesellschaft für Immunologie übernommen, um eine besondere Plattform für junge Wissenschaftler zur Präsentation und Diskussion zu bieten. Diese Konferenz wurde später durch die Frühjahrsschule für Immunologie ersetzt (siehe unten). Hauptsächlich war wohl das Überangebot an immunologischen Kongressen auch an internationalen Stand­orten für diese Entscheidung ausschlaggebend. 

Bereits 1986 wurde in Vorstands- und Beiratssitzungen über die Einrichtung von Sektionen zu bestimmten Themenbereichen diskutiert. Diese Sektionen wurden später in Arbeitskreise umbenannt, wobei die Gesellschaft heute über eine stattliche Anzahl von Arbeitskreisen verfügt, mit dem Ziel, die inhaltliche Arbeit der Gesellschaft nach außen wie auch nach innen zu intensivieren (siehe Beitrag „Arbeitskreise der DGfI“ von Ottmar Janßen in diesem Heft). 

Die erfolgreiche Entwicklung der Gesellschaft für Immunologie und später der Deutschen Gesellschaft für Immunologie spiegelt sich auch in der frühen Vergabe des 7. Internationalen Kongresses für Immunologie 1989 an den Standort Berlin wider – drei Monate vor dem Mauerfall. Eingeworben wurde dieser Weltkongress von Klaus Rother, dem damaligen Präsidenten der Gesellschaft. Als verantwortliche Organisatoren fungierten Klaus Eichmann, Fritz Melchers sowie Joachim R. Kalden. Ehrenpräsidenten des Kongresses waren der Nobelpreisträger Niels Jerne und Bürgermeisterin Ingrid Stahmer als Vertreterin der Stadt Berlin. Eine Eröffnung des Kongresses durch einen Repräsentanten der Regierung der Bundesrepublik war von der damaligen Immunologischen Gesellschaft der DDR blockiert worden. Für das wissenschaftliche Programm zeichnete Fritz Melchers verantwortlich. Mit 27 Symposien, über 100 Workshops sowie mehr als 4.000 Posterbeiträgen wurde den gut 5.000 Teilnehmern ein außerordentlich gutes Wissenschaftsprogramm geboten, das sowohl im Grundlagen- als auch im klinischen Bereich ein großes internationales Echo fand.

Um eine verstärkte Ausstrahlung innerhalb und außerhalb der Deutschen Gesellschaft für Immunologie zu erzielen, wurde schon früh auf Anregung von H. G. Schwick von den Behring-Werken ein Preisgeld von 10.000 DM bereitgestellt, um den Avery-Landsteiner-Preis im Rahmen der Jahrestagung zu verleihen. Nach 2014 wurde die Tradition dieses hochangesehenen Wissenschaftspreises der Gesellschaft in Kooperation mit der Celgene GmbH aus München fortgeführt. So konnte während der Jahrestagung 2016 in Hamburg der erste Deutsche Immunologie-Preis an Hans-Reimer Rodewald aus Heidelberg überreicht werden. 

Weitere Forschungspreise wurden ins Leben gerufen. So zunächst der Preis der Gesellschaft für Immunologie für die beste Dissertation, der seit dem 65. Geburtstag von Otto Westphal „Otto-Westphal-Promotionspreis“ heißt. Dieser seit 2001 von der Dr.-Ing. h. c. Ferdinand Porsche AG, Stuttgart-Zuffenhausen, gesponserte Preis wurde seit 1978 zunächst alle zwei Jahre und seit 1997 jährlich vergeben. In den kommenden Jahren kamen weitere, von verschiedenen Privatpersonen und Unternehmen gestiftete und finanzierte Forschungspreise hinzu: Der Hans-Hench-Promotionspreis für Klinische Immunologie, der Fritz-und-Ursula-Melchers-Postdoktorandenpreis, der von der Rosa-Laura und Hartmut Wekerle-Stiftung unterstützte Herbert-Fischer-Preis für Neuroimmunologie und der von Dr.-Ing. h. c. Ferdinand Porsche AG, Stuttgart-Zuffenhausen, finanzierte Georges-Köhler-Preis.

Zusätzlich wurden Ehrenmedaillen und Ehrenmitgliedschaften seit 1973 in unregelmäßigen Abständen vergeben. Diese gehen an Persönlichkeiten, die sich im Fachbereich Immunologie außerhalb oder innerhalb der Gesellschaft – wie z. B. einer Präsidentschaft – verdient gemacht haben. Die eindrucksvolle Liste der Ehrenmitglieder lässt die Internationalität und wissenschaftliche Reputation und die damit verbundene internationale Akzeptanz unserer Gesellschaft für Immunologie deutlich erkennen. 

Seit der Gründung der Deutschen Gesellschaft für Immunologie bemühen sich Vorstand und Beirat mit neuen Ausbildungskonzepten und Weiterbildungsmaßnahmen einen Facharzt für Immunologie zu etablieren, was leider bis heute noch nicht gelungen ist. Die Gesellschaft für Klinische und Experimentelle Immunologie der DDR hatte einen Facharzt für Immunologie eingerichtet, der jedoch nach der Wiedervereinigung von den entsprechenden Behörden nicht übernommen wurde. Als nicht vollwertiger Ersatz gilt der Fachimmunologe, der seit 2001 bundesweit als „Fachimmunologe der Deutschen Gesellschaft für Immunologie“ von der Gesellschaft verliehen wird.

Zusätzlich wurde seit 2003 die Idee entwickelt und realisiert, die Lehre im Bereich der Immunologie durch die Akademie für Immunologie zu intensivieren. So existieren derzeit drei Schulen, die Spring School of Immunology, die jährlich in Kloster Ettal abgehalten wird, die Autumn School zur Thematik „Current Concepts in Immunology“, die jährlich in Merseburg (Sachsen-Anhalt) stattfindet, sowie die Translational Immunology School, die ebenfalls jährlich am Schwielowsee bei Potsdam ausgerichtet wird. 

Der Fall der Berliner Mauer am 9. November 1989 eröffnete den Immunologen in beiden Teilen Deutschlands gute Chancen, die Deutsche Gesellschaft für Immunologie zu einem sehr aktiven und international hoch anerkannten Verband auszubauen. 1991 wurde die Gesellschaft für Klinische und Experimentelle Immunologie der DDR aufgelöst, wenig später schlossen sich 133 Mitglieder der Deutschen Gesellschaft für Immunologie an. 

Ich bin sicher, dass sich die außerordentlich positive Entwicklung der Deutschen Gesellschaft für Immunologie auch in der Zukunft und unter der Leitung einer neuen Generation von Immunologinnen und Immunologen nicht aufhalten lassen wird. Vielmehr sehe ich für die Zukunft eine wachsende, sich international weiter vernetzende und lebendige immunologische Community in Deutschland. 

Quellen

Dieser Artikel beruht auf persönlichen Erfahrungen sowie Informationen aus den von der DGfI herausgegebenen Broschüren „30 Jahre DGfI – Festschrift 1997“, „Immunologie in Deutschland 2005" (mit englischer Übersetzung „Immunology in Germany 2006") und der im September 2017 im Bebra-Verlag erscheinenden Monografie „Immunologie in Deutschland – Geschichte einer Wissenschaft und ihrer Fachgesellschaft".

Prof. Dr. med. Dr. h. c. mult. Joachim R. Kalden

Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

Abteilung für Molekulare Immunologie

Nikolaus-Fiebiger-Zentrum

Glückstr. 6, 91054 Erlangen