CHIP: Molekulare Mechanismen, Diagnostik und therapeutische Implikationen: Schlüsselphänomen bei Alterung und kardiovaskulären Erkrankungen
DOI: https://doi.org/10.47184/td.2025.01.03 Somatische Mutationen in hämatopoetischen Stamm- oder Vorläuferzellen, die zu einer Aktivierung und Proliferation dieser Zellen führen, ohne dass bei den Betroffenen eine hämatologische Erkrankung in Erscheinung tritt, werden als klonale Hämatopoese unbestimmten Potenzials – kurz CHIP – bezeichnet. Personen, bei denen die Mutationen nachgewiesen werden, haben unter anderem ein erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen.
Koronare Herzerkrankung, NGS, IL-1β-Inhibitoren, DNMT3A, TET2, ASXL1
Die klonale Hämatopoese unbestimmten Potenzials (Clonal Hematopoiesis of Indeterminate Potential; CHIP) hat sich als zunehmend relevanter Forschungsgegenstand etabliert, der ein besseres Verständnis der Zusammenhänge zwischen Alterung, somatischen Mutationen und der Entwicklung chronischer Erkrankungen ermöglicht. CHIP beschreibt das Auftreten somatischer Mutationen in hämatopoetischen Stamm- oder Vorläuferzellen, die zu einer klonalen Expansion dieser Zellen führen, ohne dass eine hämatologische Erkrankung im klassischen Sinne manifest wird [1, 2]. Das Auftreten von CHIP-Mutationen steigt mit dem Lebensalter an und zeigt eine Prävalenz von 30 bis 40 % bei über 70-jährigen Individuen, während die Mutationen in der Gesamtbevölkerung mit etwa 10 bis 20 % deutlich seltener vorkommen. Bemerkenswert ist, dass CHIP nicht nur mit hämatologischen Neoplasien assoziiert ist, sondern sich als unabhängiger Risikofaktor für nichthämatologische Erkrankungen – insbesondere kardiovaskuläre Erkrankungen (CVD) – etabliert hat. Bei Individuen mit koronarer Herzerkrankung trägt jeder Dritte mindestens eine CHIP-Mutation [3, 4]. Die steigende Aufmerksamkeit für CHIP ergibt sich aus seiner Schlüsselrolle bei der Förderung chronischer Entzündungsprozesse, die sowohl die Pathogenese als auch die Progression von CVD beeinflussen.
WHO 2022: Kategorisierung und Bedeutung
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat 2022 54 Gene mit CHIP assoziiert (Tab. 1).