Während mehr als 500 genetisch definierte Erkrankungen unter den Begriff der IEI fallen, sind diese bislang in der klinischen Praxis oft unterdiagnostiziert. Eine wesentliche Ursache liegt in der unspezifischen klinischen Präsentation: Neben klassischer Infektanfälligkeit stehen vor allem Zeichen der Immundysregulation im Vordergrund – etwa Autoimmunphänomene, Granulome, chronische Enteropathien, Lymphoproliferation oder atypische Ekzeme. Hier bieten diagnostische Merkhilfen wie das Akronym GARFIELD oder das LEGA³-Modell strukturierte Zugänge zur frühzeitigen Erkennung.
Zwei exemplarische Fallberichte zeigen die typische Manifestation von ALPS: Kinder und Jugendliche mit rezidivierenden Autoimmunzytopenien (z. B. ITP, AIHA), Lymphadenopathie und Splenomegalie, bei gleichzeitig pathologisch erhöhtem Anteil doppelt negativer T-Zellen (DNT). Die genetische Analyse ergab jeweils eine pathogene FAS-Mutation, die mit einer gestörten Apoptose und persistierender Lymphoproliferation einhergeht.
Therapeutisch hat sich die mTOR-Inhibition mit Sirolimus als wirkungsvolle Option erwiesen. Die Substanz zeigt in Studien nicht nur eine hohe klinische Effektivität in der Remission von Autoimmunität und Lymphadenopathie, sondern führt auch zu einem Rückgang der typischen ALPS-Biomarker (z. B. DNT, sFASL und IL-10). Allerdings ist die Langzeittherapie essenziell – ein Absetzen von Sirolimus führt häufig zu Rückfällen.
Die Diagnostik von ALPS und ALPS-ähnlichen Erkrankungen (AL-PID) erfordert differenzialdiagnostisches Fingerspitzengefühl. Abzugrenzen hiervon sind unter anderem CTLA4-Haploinsuffizienz, LRBA-Defizienz, STAT3-GOF-Mutationen sowie Formen des Common Variable Immunodeficiency (CVID) mit lymphoproliferativer Komponente. Ein multidisziplinäres Vorgehen und ein frühzeitiger Einsatz genetischer Diagnostik sind hierbei entscheidend.