Respiratorische Infektionen: Mehr als Ja oder Nein

Nachweissysteme für respiratorische Erreger

Respiratorische Erreger begleiten uns durch das Winterhalbjahr. Nachdem das SARS-CoV-2 sich jetzt wie ein „normaler“ Erreger eines grippalen Infekts verhält, ist es nur noch ein Erreger von vielen und sein Nachweis erfolgt häufig innerhalb syndromischer Testpanels.

Panels für das syndromische Testen können sehr umfangreich sein, aber meist kann man durch eine sorgfältige Anamnese bereits einige Erregergruppen ausschließen und das Nachweis-Panel entsprechend anpassen. Ambulant erworbene bakterielle Pneumonien (CAP) zu differenzieren ist sinnvoll, um eine Anti­biotikatherapie gleich zielgerichtet auf den tatsächlichen Erreger auszurichten. Dadurch kann der Einsatz eines Breitband-Antibiotikums vermieden werden. Auch aus der großen Gruppe viraler Erreger lassen sich einige aufgrund der Anamnese ausschließen. Während der Pandemie haben wir gelernt, dass Antigennachweise zwar weniger sensitiv sind als die PCR, dass aber relativ zuverlässig angezeigt wird, wann die Erregerzahl zu niedrig ist, um eine Infektion auszulösen. Auch die Bestimmung von Antikörpern, z. B. als Impfkontrolle, ist sinnvoll.

Ein neuer Sepsismarker, bestehend aus einem Algorithmus aus MxA (Myxovirus Resistance Protein A) und CRP, zeigt gute Ergebnisse für Kinder und Erwachsene mit respiratorischen Infektionen. Der Immuno­analyzer, der den MxA-CRP-Algorithmus bestimmen kann (unten links), weist auch Procalcitonin und CRP hochsensitiv und über einen weiten Messbereich nach (hs PCT). Auch dieses System nutzt die zeitverzögerte Fluoreszenzspektro­skopie (TRF), die uns ebenfalls bei den POC-Systemen durch die Verwendung von Lanthanoiden als eine sehr sensitive Methode begegnet. Aufgrund der zeitverzögerten Messung wird das störende Hintergrundrauschen unspezifischer Fluoreszenzsignale dadurch ausgeblendet, dass Lanthanoide wie Europium länger strahlen als unspezifische Fluoreszenzen.

Man benötigt nicht viel Fantasie, um sich die Sinnhaftigkeit unabhängiger Qualitätskontrollmaterialien besonders für das syndromische Testen sehr gut vorstellen zu können. Die Materialien sind für die unterschiedlichsten Messbereiche konzipiert, z. B. dicht an der Nachweisgrenze (siehe rechts). Der Hersteller unterscheidet seine Kontrollmaterialien sehr sorgfältig für verschiedene Anwendungsbereiche, z. B. für die tägliche Überprüfung der Assaygenauigkeit. Im Hinblick auf die rasche Entwicklung neuer Virusvarianten ist es gut zu wissen, dass es Kontrollmaterialien gibt, in denen die Variants-of-Concern-Mutationen (VOC) im Spike- und Nukleokapsid-Gen berücksichtigt werden.

Eine überlegte und sorgfältige, aber auch schnelle Differentialdiagnose sorgt für zielgerichtete Therapien und unterstützt die behandelnden Ärztinnen und Ärzte bei ihren Entscheidungen.   

Dr. Gabriele Egert
Mitglied der Redaktion