Kommentar: Lust auf Bilder

Die meisten Menschen – und so auch Mediziner:innen – mögen viel lieber Bilder, die sie kennen, als abstrakte Kurven und Pixeldarstellungen. Daher verwundert es nicht, dass CT-Bilder immer noch wie alte Schwarz-Weiß-Röntgenaufnahmen dargestellt werden, obwohl sie aus Pixeln aufgebaut sind und mit Farbe bereichert werden könnten. Sogar Labormediziner:innen, die durch ihre Arbeit mit Zahlen und Kurven sehr vertraut sind, freuen sich über mikroskopische Bilder von Blutzellen. 
So kommt die tolle Entwicklung im Bereich der Durchflusszytometrie wie gerufen: Histogramme und Dot-Blot-Darstellungen von Fluoreszenzintensitäten und Zellverteilungen können nun mit den neuen Flow-Image-Analyzern durch mikroskopische Bilder ergänzt werden. Allerdings sind sie nicht nur schöner zu betrachten; sie steuern auch einen erheblichen Mehrwert bei. Wie Jan Kranich im Beispiel aus seiner Forschung sehr schön darstellt, eröffnet sich eine völlig neue Dimension des Wissens, wenn man die Verteilung der Fluoreszenzintensität nicht nur als Kurve, sondern im Bild mit der Zelle sieht. Und damit kann und muss man auch die Ergebnisse neu und besser interpretieren. Zu komplex für die Routine? Bisher ja, leider – aber auch hier zeigt der Autor, dass mithilfe von KI die Komplexität wieder auf ein für den Menschen interpretierbares Ergebnis zusammengefasst werden kann. Seien wir gespannt auf die neuen Erkenntnisse, die wir so aus Flow-Imaging und KI in Forschung und Routine erhalten.

Autor
Prof. Dr. Rudolf Gruber
Mitglied der Redaktion
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