Onkologisches Symposium 2019 - Vom Biomarker zur Therapieempfehlung

Vom Biomarker zur Therapieempfehlung – unter diesem Motto fand am 15. November 2019 das von der Trillium-Akademie veranstaltete Onkologische Symposium 2019 in den Vortragsräumen des Münchner Leukämielabors (MLL) in München-Großhadern statt. Die Veranstaltung stand unter der Schirmherrschaft der Fachgesellschaften BDL, BDP, DGHO, DGKL, GfH1 sowie des Tumorzentrums München (TZM). Aufgrund des positiven Feedbacks der Teilnehmer ist die nächste Veranstaltung dieser Art, das Onkologische Symposium 2020, bereits in Planung.

Die interdisziplinär angelegte und mit 100 Teilnehmern aus Onkologie und Hämatologie, Pathologie, Labormedizin, Humangenetik, Molekularbiologie und Bioinformatik ausgebuchte Veranstaltung stand ganz im Zeichen einer modernen onkologischen Präzisionsmedizin, die innovative Diagnoseverfahren und Therapiestrategien zu einem großen Ganzen integriert. Renommierte Experten präsentierten in drei interaktiven Blöcken neueste technische Ansätze zur Diagnostik von Leukämien und onkologischen Erkrankungen, diskutierten die Relevanz der erhaltenen Erkenntnisse für personalisierte Therapiestrategien und stellten sich anschließend in Podiumsdiskussionen den Fachfragen des Auditoriums.
Im ersten Block unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. med. Dr. phil. Torsten Haferlach vom MLL wurden moderne Verfahren zur Diagnostik von Leukämien vorgestellt, die durch das Einbeziehen von digitalen Prozessabbildungen und Künstlicher Intelligenz (KI) klassische „analoge“ Standardverfahren erheblich beschleunigen und möglicherweise sogar ersetzen können. Prof. Hafer­lach und sein Team spannten dabei in beeindruckender Weise den Bogen von klassischen Diagnoseverfahren wie Zytomorphologie und Chromosomenanalyse bis hin zum hochinnovativen Verfahren der Hochdurchsatzsequenzierung, das ohne das integrierte Zusammenspiel von Digitalisierungstechniken, Robotik, Internet der Dinge, Cloud Computing und KI gar nicht realisierbar ist. Der Trend in der Leukämiediagnostik geht laut Haferlach in Richtung komplette Genomsequenzierung. In etwa fünf Jahren wird dieses Verfahren reif für die Routine sein und sowohl die Leukämiediagnostik revolutionieren als auch viele derzeitige Standardverfahren überflüssig machen.

Der zweite Block, der unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. med. Stefan Holdenrieder vom Deutschen Herzzentrum München in Kooperation mit Prof. Dr. med. Christopher Poremba von der Pathologie München-Nord stand, stellte die Bedeutung der Analyse zirkulierender Krebszellen und Nukleinsäuren als wertvolle Ergänzung der histo- und molekularpathologischen Gewebeuntersuchung bei soliden Tumoren dar. Das als „Liquid Biopsy“ (LB) oder „Liquid Profiling“ bezeichnete Verfahren, das die Rezidivdiagnostik und das Monitoring bei Tumorerkrankungen verbessern soll, gilt dank Droplet Digital Polymerasekettenreaktion (ddPCR) und Next Generation Sequencing (NGS) in Kombination mit DNA-Barcoding aus analytischer Sicht mittlerweile als konkurrenzfähig, wird aber noch nicht flächendeckend in der Routinediagnostik angewendet. Das größte Problem stellt nach Ansicht der Referenten derzeit die Präanalytik dar. Ungeachtet dessen wird aber damit gerechnet, dass der Anteil von LB-Untersuchungen in den nächsten Jahren stark ansteigen wird.

Der dritte interaktive Block, den Dr. med. Hanns-Georg Klein vom Zentrum für Humangenetik und Laboratoriumsdiagnostik MVZ Martinsried wissenschaftlich betreute, widmete sich der genetischen Disposition für Tumor­erkrankungen und schlug eine Brücke zwischen erblichen und erworbenen Tumormutationen. Ausgehend von bekannten Keimbahnmutationen wie BRCA stellten Dr. Klein und sein Team neue digital basierte Auswertungsstrategien vor. Speziell durch den Einsatz von NGS werden immer neue Kandidaten für onkogene Keimbahnmutationen identifiziert. Genetische Dispositionen für Tumorerkrankungen scheinen demnach weit häufiger zu sein als bisher angenommen. Während die technischen Voraussetzungen für eine moderne Testung vorhanden sind, stellt die Interpretation der Daten bei großen Panels derzeit noch eine Herausforderung dar. Ein weiteres Problem – zum Nachteil betroffener Patienten – besteht darin, dass momentan die Indikationsstellung zur Testung aus Kostengründen eingeschränkt ist, insbesondere was häufigere Tumorentitäten betrifft. Dr. Klein plädierte in diesem Zusammenhang dafür, nicht an der Diagnostik zu sparen, da selbst modernste Diagnoseverfahren im Vergleich zu innovativen Therapien, die von den Kostenträgern problemlos erstattet werden, sehr kostengünstig seien.
Mit einer Laborführung durch die Räumlichkeiten des MLL ging das Onkologische Symposium 2019 zu Ende. Die nächste Veranstaltung dieser Art wird am 13. November 2020 erneut in den Vortragsräumen des MLL stattfinden. Hier können Sie unverbindlich einen Platz reservieren

 

Autor
Dr. Claudia Schöllmann
MedScribo Fachkommunikation
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