Biomarker: Trends & Perspektiven

Kongressnachlese Forum Companion Diagnostics

Am 21. Juni 2018 veranstaltete DiagnostikNet | BB in Berlin ein Symposium über neue innovative diagnostische Strategien für die personalisierte Medizin. Nach der Begrüßung durch Dr. Kai Uwe Bindseil und einer Einführung durch Dr. Kai Schulze-Forster, Berlin, wurden in sieben Vorträgen Biomarker-basierte therapeutische Ansätze vorgestellt.

Neue Schnelltests

Prof. Dr. Christian Förch,  Frank­furt a. M., wies auf die Ähnlichkeit der Symptome bei Hirnblutung und -infarkt hin und betonte, dass diese Schlaganfallformen ganz unterschiedliche Behandlungen erfordern. Durch den Nachweis des Proteins GFAP, das nach Hirnblutung frühzeitig im Blut erhöht ist, ließe sich die Differenzierung mit einem entsprechenden Schnelltest bereits im Notarztwagen durchführen.
Als neuen Ansatz zur Schnell-Diagnostik bakterieller Entzündungen im Mund – beispielsweise als Folge von Zahnimplantationen – stellte Prof. Dr. Lorenz Meinel, Würzburg, einen „Karies-Kaugummi“ vor, aus dem Entzündungsenzyme (Metallo­proteinasen) den Bitterstoff Denatonium abspalten. Für diesen ist die Zunge höchst sensitiv, sodass der Patient die Entzündung frühzeitig selbst erkennen kann.

Zellbasierte Assays

Dr. Sven Geißler, Berlin, berichtete über Patienten mit Knochenheilungsstörungen nach Frakturen oder Operationen, bei denen vermehrt CD8-positive TEMRA-Zellen im Blut auftreten. Diese eignen sich als Prognosemarker für eine frühzeitige Therapieumstellung.
Priv.-Doz. Dr. Philipp Enghard, Berlin, wies auf eine Lücke bei nicht-invasiven Bio­markern zur Diagnostik und Therapiebeurteilung von Nierenerkrankungen hin. Seine Arbeitsgruppe konnte mittels durchflusszytometrischer Quantifizierung von Zellen im Urin Entzündungen (T-Zellen, Makrophagen) sowie tubuläre und glomeruläre Schädigungen (Tubulus­epithelzellen bzw. Podozyten) identifizieren. Die Nützlichkeit dieses Ansatzes belegte er anhand der Diagnostik, Prognostik und Therapiesteuerung der Lupus­nephritis.

Optimierungsstrategien

Prof. Dr. Stefan Wiemann, Heidelberg, und Dr. Marie-Laure Yaspo, Berlin, stellten Krebserkrankungen als das ursprüngliche Aufgabengebiet der personalisierten Medizin in den Mittelpunkt ihrer Vorträge. Beide konnten zeigen, dass eine umfassende Analyse des Zusammenspiels von Genomics, Transcriptomics und Proteomics die molekulare Tumorcharakterisierung möglicherweise noch besser individualisiert als es die alleinige Betrachtung der Genomebene vermag.
In einem Referat über die mathematische Optimierung klinischer Entscheidungen zeigte Prof. Dr. Sebastian Sager, Magdeburg, an je einem Beispiel aus der Kardiologie (Behandlungsalgorithmus für kardiale Arhythmien) und Onkologie (Optimierung der Chemotherapie bei Leukämie), welches innovative Potenzial in der fächerübergreifenden Zusammen­arbeit von Medizinern und Mathematikern für die personalisierte Medizin steckt.

Juristische Aspekte

Eingebettet in das Programm waren zwei Vorträge der Juristen Michael Kahnert, Berlin, und Prof. Dr. Christian Dierks, Berlin. Im ersten Beitrag ging es vor allem um die in der neuen IVDR erstmals vernetzte Diagnostik- und Arzneimittelzulassung, im zweiten um die Zukunft der digitalisierten Medizin mit ihren veränderten Anforderungen an den Datenschutz sowie um Fragen zur Haftung von Arzt, Softwareentwickler und Software.   

Autor
Prof. Dr. Ingolf Schimke
Mitglied der Redaktion