HIV und M. tuberculosis: Eine unheilige Allianz

Gastkommentar

 

Der Leitartikel dieser Ausgabe handelt von der Tuberkulose, die in Deutschland einst verheerende Seuchen auslös­te, heute aber oft fälschlich als besiegt gilt. Ähnliches lässt sich für HIV-Infektionen sagen: Nach dem Höchststand um 1985 gingen die Neuinfektionsraten zurück, bleiben aber mit jährlich etwa 3.000 bis 5.000 Neuinfektio­nen bedenklich hoch.

Beide Erreger gehen zudem eine unheilige Allianz ein, denn ein durch HIV geschwächtes Immunsystem öffnet dem Mycobacterium tuberculosis Tür und Tor: 12% aller Tuberkulosekranken sind HIV-infiziert. Deshalb hat die WHO gegen beide Erreger Kampagnen zur Eindämmung von Neuinfektionen ausgerufen. Im Fall von HIV ist der Kernpunkt neben mehr Selbstverantwortung die Förderung von HIV-Schnelltests, die man auch ohne Arztbesuch selbst durchführen kann.

In den USA sind solche Tests seit 2014, in Frankreich seit 2015 und in Großbritannien seit 2016 erhältlich. In Deutschland ist die Diskussion noch nicht abgeschlossen, und die Meinungen gehen zu Recht auseinander: Ohne Zweifel ist es besser, selbst zu testen als gar nicht. Und mit Spezifitäten und Sensitivitäten von über 99% liefern die besten Schnelltests recht zuverlässige Resultate.

Doch was fängt der Patient mit dem Ergebnis an? Seine Reaktion kann von gefährlicher Sorglosigkeit bei den unvermeidbaren falsch negativen Tests – insbesondere im Speichel – bis zum Selbstmord bei positivem Resultat reichen.

Der Gang zum Arzt bleibt also letztlich unvermeidlich – sei es zur Ergebnisbestätigung im Labor oder zur diagnostischen Beratung und gegebenenfalls Therapie. 

 

Prof. Dr. med. Lutz Gürtler, München