Neue Welle

Unter dem Namen „New Wave" entstand vor rund 40 Jahren eine bunte Mischung musikalischer Stilrichtungen, deren gemeinsames Merkmal darin bestand, dass sie der synthetischen Techno-Musik jener Tage eine spontane Variante entgegensetzte, die live auf der Bühne stattfand und dem Publikum endlich wieder „entgegenkam".

Derzeit erleben wir in der Labordiagnostik ebenfalls so etwas wie eine neue Welle. Und auch wenn der Vergleich hinkt, gibt es Parallelen: Die Nuller-Jahre dieses Jahrhunderts waren geprägt von der Faszination für hochtechnisierte „Automa­tionssysteme der Dritten Generation". Die Szene wurde damals dominiert von eindrucksvollen Laborstraßen, für die man oft Wände einreißen musste, um gewaltige Konglomerate aus Analysatoren, Förderbändern und Computern installieren zu können. Dahinter stand die fernöstliche Vision vollautomatischer Roboterlabore, die im Westen den Widerstand der Menschen im Labor geradezu herausforderte.

Folglich erleben wir derzeit fast zwangsläufig eine Gegenbewegung, die insofern an die neue Welle in der Musik erinnert, als die neuen Automationssysteme dem Menschen wieder entgegenkommen, anstelle ihn auszusperren. Sie sind trotz höchster technologischer Rafinesse einfach zu bedienen und finden innerhalb der vier Wände eines normalen Laborraums Platz. Zugleich ist ihr Leistungsumfang größer als derjenige der alten „Dinosaurier".

Als Beispiel präsentieren wir in unserer tabellarischen Systemübersicht ab S. 243 Gerinnungsautomaten, die alle benötigten Techniken wie Clotting, chromogene und immunchemische Assays sowie Aggrega­tionsmessungen unter einem Dach vereinigen. Ab S. 230 finden Sie Ablesegeräte für Urinteststreifen, die durch integrierte Durchfluss­zytometrie und digitale Mikroskopie überraschen – fast wie die Smartphones, die Mikrophon, Kamera, Bewegungs­sensoren, GPS und vieles mehr auf engstem Raum integrieren.

In der Essenz fokussiert sich diese neue Gerätegeneration damit auf die eigentliche Kernaufgabe der Laboratoriumsmedizin, nämlich Diagnosen zu stellen. Die eingesetzten Techniken bleiben für den Benutzer weitgehend unsichtbar.

Uns ist bewusst, dass ein Fachmagazin, das sich auf innovative Entwicklungen in der Labordiagnostik fokussiert, mit der Zeit gehen muss. Vieles lässt sich weiterhin in Tabellenform darstellen, aber eben nicht alles. So würden wir uns zum Beispiel bewegte Bilder wünschen, um das Ineinandergreifen der vielen technischen Module zu veranschaulichen. Deshalb wollen wir im Rahmen unserer „Trillium-Akademie", die 2018 an den Start gehen soll (siehe S. 278), auch zeitgemäßere Formate wie zum Beispiel Videoclips mit interaktiven Elementen bieten.

Möge diese „neue deutsche Welle" Musik in den Ohren unserer Partner aus Labor und Diagnostika-Industrie sein!

Prof. Dr. Georg Hoffmann
Herausgeber