Automationstrends in der Transfusionsmedizin

Produkt- und Systemübersicht

In dieser Übersicht stellen wir Automationssysteme für Spendeeinrichtungen und Blutbanken vor. Bei der Kauf­entscheidung spielen neben dem benötigten Methodenspektrum, dem Probendurchsatz und dem Preis auch die eigene Kompetenz, etwa für die Evaluierung selbst adaptierter Inhouse-Verfahren, eine Rolle.

Schlüsselwörter: Automation, Transfusionsmedizin, offene und geschlossene Systeme

Ähnlich wie in der Klinischen Chemie, Hämatologie und Mikrobiologie ist auch im Transfusionswesen Automation heute zur Selbstverständlichkeit geworden. Die in der nachfolgenden Übersicht gezeigten Systeme kommen je nach Anwenderkreis für Blutgruppenbestimmungen, Kreuzproben und Antikörpersuche bzw. den Nachweis infektiöser Erreger zum Einsatz.

 

Vollautomaten sind sowohl in der Immunhämatologie als auch beim infektiologischen Spenderscreening aus Hochdurchsatz-Zentren nicht mehr wegzudenken. Große Blutspendedienste lasten diese Geräte mit Sicherheit voll aus, doch dank ihrer Skalierbarkeit können Voll­automaten auch für Spendeeinrichtungen mittlerer Größe wirtschaftlich interessant sein. Die beiden unten vorgestellten Automaten für die Immunhämatologie inklusive Antikörperdifferenzierung sind so konzipiert, dass sie eine Anpassung an den Probendurchsatz des Anwenders sowohl im Zentrallabor als auch im spezialisierten Hochdurchsatzbereich erlauben und zudem mit ihren offenen Kanälen die Möglichkeit haben, Inhouse-Verfahren zu implementieren.

 

An die Zielgruppe der Spendeeinrichtungen wendet sich auch das unten gezeigte System zur Herstellung von Blutprodukten. Der Schwerpunkt liegt hier auf dem Erregerscreening, wobei das Vollautomatisierungskonzept vom Schüttprobeneingang bis zur Archivierung fünfstelliger Probenzahlen aus der Welt der Krankenhauslabore stammt. Analytik ohne Automation ist bei der Spendertestung nicht praktikabel.

  

Systeme für Krankenhäuser

  

Auf der nächsten Doppelseite werden Lösungen für Blutbanken und Blutdepots in Krankenhäusern unterschiedlicher Größe vorgestellt. Diese Einrichtungen verfügen oft über eine breite methodische Kompetenz, die durch die Automations­systeme abgebildet werden muss. Diese sollen möglichst ohne allzu viel Einweisung bedient werden können, doch dem steht häufig die große Vielfalt an spezifischen Abläufen und Regelungen in den unterschiedlichen Häusern entgegen. Bei den gezeigten Beispielen handelt es sich um Stand-alone-Geräte, die sich auch ohne Laborstraße verwenden lassen. Diese und die vorangegangenen Plattformen sind für unterschiedlich hohen Durchsatz skalierbar.

   

Offen oder geschlossen?

 

 Besonders hohe Ansprüche stellen spezialisierte Labore, die z. B. einen hohen Anteil an bereits mehrfach transfundierten Patienten mit Blut versorgen müssen. Hier wird ein geschlossenes System für Patienten vorgestellt, deren Blutgruppe serologisch nicht bestimmt werden kann. Hier bietet ein Hersteller monoklonale Antikörper und weitere Reagenzien für die Etablierung eigener Anwendungen auf Reagenz-offenen Systemen an. Bei der Kaufentscheidung stellt sich immer die grundsätzliche Frage, was höher bewertet wird – die Kundenbetreuung aus einer Hand oder die höhere Flexibilität bei der Reagenz­wahl. Und auch wirtschaftliche Überlegungen spielen natürlich eine Rolle: Bei geringen Durchsätzen sind geschlossene Systeme oft effizienter einsetzbar, bei hohen Durchsätzen schlagen die geringeren Reagenzkosten zu Buche.

 Gerade bei immunologischen Bestimmungen führen unterschiedliche Reagenzien und Mess­prinzipien in einzelnen Fällen immer wieder zu unterschiedlichen Ergebnissen. Generell können Inhouse-Verfahren störanfälliger sein, als die von einer IVD-Firma komplett erworbene Geräteplattform inklusive aller Reagenzien. 

Das kann im Extremfall bedeuten, dass mit einem geschlossenen System bei der Blutgruppenbestimmung zum Beispiel ein Antigen A und mit einem Inhouse-System ein Antigen 0 erkannt wird – mit womöglich schwerwiegenden Folgen für den Patienten. Daher muss jedes selbst erstellte Verfahren vor der Verwendung sorgfältig getestet und mit dem Standard-Verfahren verglichen werden. Der Aufwand für Eigenevaluationen ist nicht zu unterschätzen und lohnt sich nur bei entsprechendem Durchsatz. Bei moderaten Untersuchungszahlen besteht zudem die Gefahr, dass das Laborpersonal nicht immer über die nötigen Kompetenzen verfügt, um selbstkonfektionierte Tests verlässlich durchzuführen.  

Nicht unerwähnt bleiben soll schließlich die molekulare Blutgruppenbestimmung (hier). Sie hat mit den neuen hämotherapeutischen Richtlinien Rückenwind bekommen. Bei der PCR mit sequenzspezifischen Primern (SSP) werden vollständig homologe Sequenzabschnitte z. B. im Agarosegel aufgetrennt und mit Ethidiumbromid sichtbar gemacht. Bei der SSO-PCR (sequenzspezifische Oligonukleotidprimer) wird zuvor schon amplifizierte DNA des MHC-Lokus ohne das giftige Ethidiumbromid mit markierten Sonden nachgewiesen.

 

 

Priv.-Doz. Dr. med. Norbert Ahrens

Universitätsklinikum Regensburg

Dr. Gabriele Egert, Mitglied der Redaktion