Weltweit und lebenslang

Standardisierung von Laborwerten

Das neue E-Health-Gesetz soll die Digitalisierung der Medizin vorantreiben – und mit ihr selbstverständlich auch die elektronische Langzeitspeicherung von Laborwerten. Das klingt einfach, entpuppt sich aber bei näherem Hinsehen als überraschend komplexes Problem. Eine DGKL-Arbeitsgruppe sucht nach Lösungen.
Schlüsselwörter:  eGK, Medikationsplan, Datennormalisierung, Z-Wert, Ergebnisquotient

Mit dem E-Health-Gesetz will das Bundesgesundheitsministerium erreichen, dass ab dem Jahr 2018 Notfalldaten und ein Medikationsplan auf der elektronischen Gesundheitskarte zur Verfügung stehen und dass diese Daten auch in eine elektronische Patientenakte übernommen werden können. Selbstverständlich gehen alle Beteilig­ten davon aus, dass in diesem Rahmen auch Laborwerte digital verfügbar gemacht werden. Die Sektion Labor­management der DGKL e. V. wurde deshalb damit beauftragt, ein geeignetes Datenformat vorzuschlagen.
Was auf den ersten Blick trivial erscheinen mag, entpuppte sich in den Expertengesprächen als höchst komplexes Problem, denn wenn Laborergebnisse nicht nur vom Anforderer, sondern von jedermann – theo­retisch weltweit und lebenslang – interpretierbar sein sollen, müssen zahlreiche Zusatzinformation mitgespeichert werden, etwa eine eindeutige Terminologie, Einheit und Methode,  gegebenenfalls Messgerät, Kalibration usw.
Eine denkbare Lösung, um die drohende Flut uninterpretierbarer Daten zu vermeiden, besteht darin, zusätzlich zu jedem Messwert den sog. Z-Wert zu speichern, der angibt, um wieviele Standardabweichungen ein Resultat vom Mittelwert des jeweiligen Referenzkollektivs abweicht. Dadurch würde eine methodenunabhängige und populationsbezogene Standardisierung ermöglicht. Voraussetzung ist allerdings ein Verfahren zur populationsgestützten Schätzung von Referenzintervallen (siehe Abbildung).
Da Laborwerte nur selten einer statistischen Normalverteilung folgen, ist die Mathematik dahinter nicht ganz trivial, aber auch nicht wirklich schwierig. Deshalb sind wir zuversichtlich, fristgerecht eine Lösung vorschlagen zu können.

 

Der „Trillium Normalizer“ kann für wissenschaftliche Zwecke unter info@trillium.de angefordert werden. Er standardisiert Laborergebnisse auf Basis von Referenzintervallen, die eingegeben oder aus Routinedaten (n = 200 bis 2.000) geschätzt werden können.
Die oben gezeigten Bilirubindaten aus der Med. Hochschule Hannover (MHH) stammen von 540 gesunden Blutspendern und 75 Patienten mit Hepatitis C. Aus einem Wertebereich von 0,8 bis 254 µmol/l (linkes Histogramm) extrahierte der Algorithmus 567 Resultate mit annähernd lognormaler Verteilung (rechtes Histogramm) und schätzte daraus ein Referenzintervall von 2,6 bis 19,2 µmol/l (Vergleichswert MHH: 2 bis 21 µmol/l).



Prof. Georg Hoffmann, Mitglied der Red.
Prof. Frank Klawonn, HZI Braunschweig
Prof. Ralf Lichtinghagen, MHH Hannover
Prof. Matthias Orth,  Marienhosp. Stuttgart