Das seit den 1960er-Jahren bekannte, Y-förmige Gerinnungsschema (vgl. S. 204) ist in dieser Einfachheit nur noch bedingt gültig. Durch die Einbeziehung zellulärer und regulatorischer Prozesse verschwimmen die Grenzen zwischen „intrinsisch“ und „extrinsisch“; die seit über 50 Jahren üblichen Globaltests PT und aPTT bilden diese Komplexität nicht ausreichend ab.

Ausgangspunkt sind Bindegewebs- und Entzündungszellen, die Tissue Factor (TF, links rot) exprimieren. Durch Aktivierung von FIX und FX entstehen zunächst kleinste Mengen an Thrombin (Initiierung). Dieses aktiviert an der Oberfläche von Thrombozyten die Kofaktoren FV und FVIII, sodass es zu einer lokalen, explosionsartigen Bildung von sehr viel mehr Thrombin kommt (Verstärkung). Thrombin spaltet schließlich Fibrinogen (FI) zu Fibrin und aktiviert zugleich FXIII, der das Gerinnsel verfestigt. Außerdem kann Thrombin auch FXI aktivieren, der über die Verstärkungsschleife mit FIXa/FVIIIa die Thrombinbildung steigert. Eine weitere Verstärkung kommt durch Polyphosphate aus Thrombozyten sowie durch DNA aus Neutrophilen und anderen Zellen über FXII zustande.