Diagnostische Pfade

Gastkommentar

Im Bereich der Arzneimittelverschreibung haben sich elektronische Order-Entry-Systeme (OES) weltweit deutlich besser etabliert als bei diagnostischen Tests – vermutlich weil fehlerhafte Medikationen wegen möglicher Todesfälle riskanter sind (s. Buchbesprechung) als falsche Laboranforderungen. Dennoch ist der nebenstehend beschriebene Trend zur intelligenten Anforderungs­unterstützung im Laborbereich erfreulich.
Wir praktizieren das Verfahren in Form diagnostischer Pfade an unserem Klinikum seit Jahren für die Abklärung von Thorax- und Abdominalschmerzen, Polytraumen, Fieber unklarer Genese, Anämien und Niereninsuffizienz. Durch die mit den klinischen Kollegen konsentierten Algorithmen wird die Labordiagnostik strukturiert in die komplexen medizinischen und administrativen Abläufe eingebunden und leistet  einen höheren Beitrag zur Wertschöpfung im DRG-Umfeld (schnellere Erstellung der Hauptdiagnose, Vermeidung unnötiger kostspieliger Untersuchungen, verbesserte Kodierqualität). Und das Labor profitiert von kürzeren Durchlaufzeiten und weniger Nachfragen seitens der Stationen.
Trotzdem setzen sich diagnostische Pfade nur langsam durch, denn dahinter stehen komplexe Regelwerke, die nicht zu den generischen Funktionen von KIS und LIS gehören. Und für die Eigenerstellung fehlt es zumeist an IT-Personal mit dem geforderten medizinischen Wissen.

 

Prof. Dr. med. Johannes Aufenanger
Klinikum Ingolstadt