Hämatologie

Interdisziplinäre Zentren
Gastkommentar 


Das Titelthema der letzten Trillium-Ausgabe waren „fließende Grenzen“ zwischen den Fachgebieten der In-vitro-Diagnostik. Wohl kaum eine medizinische Fragestellung illustriert diese interdisziplinäre Herausforderung deutlicher als die Leukämie- und Lymphomdiagnostik. Sie benötigt neben dem Hämatologen zumindest den Laborarzt für Blutbild, Durchfluss­zytometrie, Gerinnung, Klinische Chemie etc., den Pathologen für Knochenmarksstanzen und Lymphknoten, in aller Regel den Molekularbiologen und Radiologen sowie den nachbetreuenden Hausarzt bzw. Pädiater oder Geriater.
Man kann getrost behaupten, dass es in Deutschland keine Person gibt, die all das beherrscht; darum sind interdisziplinäre Zentren auf längere Sicht wohl der einzig gangbare Weg.
Andere Länder tun sich hier leichter, beispielsweise die USA, wo der Clinical Pathologist die Pathologie und Labormedizin verbindet oder Schweden, wo die gesamte Hämopathologie am Karolinska-Institut in Stockholm gebündelt ist. Hierzulande kooperieren meistens einzelne Spezialisten so gut es eben geht mit den Nachbardisziplinen. Damit ist dem Patienten aber wenig gedient, denn er hat nur selten diese eine, auf einen bestimmten Facharzt zugeschnittene Krankheit. Was er braucht, ist eine umfassende Diagnostik und Therapieberatung, die das Gesamtbild mit allen Komorbiditäten berücksichtigt.

 


Dr. med. Carl Thomas Nebe
Hämatologie-Labor Mannheim