Polycythaemia vera: Ansprechen auf JAK-Inhibition bleibt stabil

Mindestens ein Viertel der Patienten mit Polycythaemia vera (PV), die eine zytoreduktive Therapie benötigen, entwickeln eine Resistenz oder Intoleranz gegenüber HU. Im Falle der Resistenz bedeutet das ein um den Faktor 5,6 erhöhtes Mortalitätsrisiko, das mediane Überleben liegt nach Daten aus Spanien bei nur 1,2 Jahren [1]. Mindestens ein Viertel der Patienten mit Polycythaemia vera (PV), die eine zytoreduktive Therapie benötigen, entwickeln eine Resistenz oder Intoleranz gegenüber HU. Im Falle der Resistenz bedeutet das ein um den Faktor 5,6 erhöhtes Mortalitätsrisiko, das mediane Überleben liegt nach Daten aus Spanien bei nur 1,2 Jahren [1].

Patienten mit dieser schlechten Prognose wurden in die RESPONSE-Studie* mit eingeschlossen, betonte Prof. Dr. Martin Grießhammer vom Johannes Wesling Klinikum in Minden anlässlich des GSG-MPN-Studiengruppentreffens in Ulm. Die Phase-III-Studie prüfte die Therapie mit zweimal täglich 10 mg des JAK1/2-Inhibitors Ruxolitinib gegen eine bestmögliche andere verfügbare Therapie (BAT; [2]). Mit Ruxolitinib erreichten 21% der Patienten den kombinierten primären Endpunkt (Kontrolle des Hämatokrit (Hkt) plus mindestens 35%-ige Reduktion des Milzvolumens im Kernspintomogramm), mit BAT war das bei 1% der Patienten der Fall (p < 0,001). Eine Hkt-Kontrolle fand sich bei 60% der Patienten im Ruxolitinib- und 20% der Patienten im BAT-Arm, eine mindestens 35%-ige Reduktion des Milzvolumens bei 38% versus 1%. Ein komplettes hämatologisches Ansprechen aller drei Zellreihen wiesen 24% der Patienten unter Ruxolitinib auf, unter BAT waren es 9% (p = 0,003).

Anhaltende Blutbildkontrolle möglich

Das Ansprechen auf Ruxolitinib hielt in der 208-Wochen-Auswertung der Studie an [3]. Mehr als zwei Drittel der Patienten, die auf eine Therapie mit Ruxolitinib in Woche 32 sowohl mit einer HCT-Kontrolle (ohne Phlebotomien) als auch mit einer 35%-igen Reduktion des Milzvolumens angesprochen hatten, wiesen auch nach vier Jahren noch dieses Ansprechen auf. Der Median war mit Woche 208 noch nicht erreicht. „In der RESPONSE-Studie zeigten Patienten mit PV und HU-Resistenz oder -Intoleranz eine dauerhafte Hkt-Kontrolle und klinisch-hämatologische Remission“, ist Griesshammers Resümee. Er betonte, dass das Sicherheitsprofil bis Woche 208 vergleichbar mit dem in der 80-Wochen-Analyse war, häufige Nebenwirkungen (> 20%) seien gegenüber den 80-Wochen-Daten leicht zurückgegangen [3, 4].

Auch Symptomkontrolle erreichen

Eine gute Blutbildkontrolle geht allerdings nicht unbedingt mit einer guten Symptomkontrolle einher, erläuterte Prof. Dr. Florian Heidel vom Universitätsklinikum Jena. In der prospektiven Beobachtungsstudie REVEAL war der Gesamt-Symptomscore (TTS) nach der Myeloproliferative Neoplasm Symptom Assessment Form (MPN-SAF) bei dem Viertel der Patienten mit kompletter hämatologischer Kontrolle vergleichbar hoch wie in der Gruppe von Patienten ohne eine solch gute Blutbildkontrolle (19,2 versus 18,7 Punkte; [5]).
In der RESPONSE-Studie ging der Vorteil von Ruxolitinib in der Blutbild- und Splenomegalie-Kontrolle auch mit einer Verbesserung der Symptome einher. Mit 49% war bei fast der Hälfte der Patienten im Ruxolitinib-Arm der MPN-SAF TSS in Woche 32 um mindestens 50% gegenüber dem Ausgangswert reduziert, im BAT-Arm lag dieser Anteil nur bei 5% [2].

RuxoBEAT rekrutiert weiter

Patienten mit PV, die resistent oder intolerant gegenüber HU sind, sollten alle die Chance einer Therapie mit Ruxolitinib bekommen, meinte Prof. Dr. Andreas Reiter vom MPN-Exzellenzzentrum der Universitätsmedizin Mannheim. Es sei aber zu fragen; ob das nicht auch bei schwerer Symptomlast gelten müssen. Prof. Dr. Steffen Koschmieder vom Universitätsklinikum Aachen wies für Patienten mit PV und hoher Symptomlast auf die RuxoBEAT-Studie hin [6]. Die unter seiner Federführung initiierte akademische Studie prüft derzeit Ruxolitinib im Vergleich zur BAT bei Patienten mit PV oder essenzieller Thrombozytopenie (ET) mit hohem Risiko und Indikation zur Zytoreduktion. Nach sechs Monaten können die Patienten aus den BAT-Armen in den Ruxolitinib-Arm der jeweiligen Entität wechseln. Bisher konnten 44 Patienten mit PV und 62 mit ET eingeschlossen werden. Die Rekrutierung wurde bis Ende 2019 verlängert.

Friederike Klein


Satellitensymposium beim 2. GSG-MPN Studientreffen 2018 am 11.-12.04.2018 in Ulm, unterstützt von Novartis Pharma GmbH, Nürnberg.

* RESPONSE: Randomized Study of Efficacy and Safety in POlycythemia Vera with JAK INhibitor Ruxolitinib VerSus BEst Available Care

Literatur:

1. Alvarez-Larrán A et al. Blood 2012; 119: 1363-9.
2. Vannucchi AM et al. N Engl J Med 2015: 372: 426-35.
3. Kiladjian JJ et al. ASH 2017, Abstract #322.
4. Verstovsek S et al. Haematologica 216; 101: 821-9.
5. Grunwald MR et al. ASH 2017, Abstract #2924.
6. ClinicalTrials.gov No. NCT02577926.