cSCC: EMA prüft Zulassungsanträge für Anti-PD-1-Antikörper

Das fortgeschrittene kutane Platten­epithelkarzinom (cutaneous squamous cell carcinoma, cSCC) ist nach dem malignen Melanom die zweittödlichste Hautkrebserkrankung und nimmt außerdem zu. Patienten mit nicht-operablen cSCC und Fernmetastasen, für die es bisher keine systemische Therapieoption gibt und die eine besonders schlechte Prognose haben, können nun auf die baldige Zulassung des Anti-PD-1-Antikörpers Cemiplimab durch FDA und EMA hoffen.

Das cSCC tritt zu 80% im Kopf- und Gesichtsbereich, d. h. an chronisch UV-exponierten Arealen auf und ist mit einem durchschnittlichen Erkrankungsalter von 70 Jahren eine typische Alterskrankheit, berichtete Dr. med. Claas Ulrich, Oberarzt am Hauttumorzentrum der Charité, Berlin. Bei frühzeitiger Erkennung hat der Tumor eine gute Prognose. Da er aber primär in die regionären Lymphknoten metastasiert und dann hoch aggressiv ist und auch Fernmetastasen bildet, verschlechtert sich die Prognose der Patienten bei später Diagnose deutlich. Sind erst einmal Fernmetastasen vorhanden, überleben die Patienten meist keine zwei Jahre, so Ulrich. Eine frühe Diagnose und angemessene Therapie sei somit überlebenswichtig.
Therapie der ersten Wahl ist die chirurgische Exzision der Tumoren mit topografisch zugeordneter, histologischer Kontrolle der Schnittränder (mikroskopisch kontrollierte Chirurgie; MKC-3D Histologie). Alternativ biete sich die Operation mit tumoradaptiertem Sicherheitsabstand und konventioneller Histologie und bei superfiziellem Plattenepithelkarzinom ggf. eine Horizontalexzision („Shave-Exzision“) mit konventioneller Histologie an. Daneben könne eine Strahlentherapie erwogen werden, um eine lokale Wachstumsbegrenzung zu erzielen. Eine systemische Therapie wird in den deutschen Leitlinien – auch mangels zugelassener Optionen – nicht empfohlen. Gerade für Patienten mit Fernmetastasen und inoperablen Tumoren sowie schlechter Prognose u. a. aufgrund der Tumormerkmale (vertikale Tumordicke > 6 mm), hohem Risiko (T3) und des Metastasierungsrisikos gebe es somit einen ungedeckten Therapiebedarf.
Die Therapielücke könnte bald mit Cemiplimab (REGN2810) geschlossen werden. Der voll humane monoklonale Antikörper richtet sich gegen den auf aktivierten T-Zellen exprimierten programmierten Zelltod-1(PD-1)-Rezeptor und befindet sich noch in der klinischen Prüfung. In zwei beim ASCO-Kongress 2018 vorgestellten Studien zeigte Cemiplimab bei Patienten mit nicht-operablem cSCC eine stabile anti-tumorale Wirkung. In der einarmigen klinischen Phase-II-Zulassungsstudie (EMPOWER-cSCC 1) erhielten 59 Patienten mit metastasiertem cSCC bis zu 96 Wochen lang Cemiplimab
(3 mg/kg alle zwei Wochen). Es wurde eine Ansprechrate von 47,5% mit einer medianen Zeitdauer von zwei Monaten bis zum Ansprechen erzielt. Eine dauerhafte Krankheitskontrolle (DCR) – definiert als Anteil der Patienten, die mindestens 105 Tage lang nicht progredient waren – konnte in 61% der Fälle erzielt werden. Nach zwölf Monaten betrug die geschätzte progressionsfreie Überlebenswahrscheinlichkeit 52,5%, die geschätzte Überlebenswahrscheinlichkeit 81%. Vergleichbare Ergebnisse wurden bei insgesamt 26 Patienten aus den Verlängerungskohorten zweier Phase-I-Studien generiert, die bis zu 48 Wochen lang Cemiplimab (3 mg/kg alle zwei Wochen) bekamen.


Ute Ayazpoor

Fachpresse-Workshop „Checkpoint Onkologie“ am 05.07.2018 in Berlin, veranstaltet von Sanofi Genzyme, Neu-Isenburg.