Weniger Komplikationen nach Organtransplantation

Eine großangelegte internationale Studie unter Federführung des Universitätsklinikums Regensburg (UKR) und der Charité – Universitätsmedizin Berlin hat die Verträglichkeit neuartiger Ansätze für die Zelltherapie bei Nierentransplantationen nachgewiesen. Das Immunsystem muss hierbei zur Vermeidung von Abstoßungsreaktionen weniger stark unterdrückt werden. Somit können Nebenwirkungen wie Virusinfektionen vermieden werden.
Um die Abstoßung von Spenderorganen nach der Transplantation zu verhindern, werden üblicherweise Immunsuppressiva zur Unterdrückung des Immunsystems eingesetzt. Auch mit diesen Medikamenten kann eine spätere Abstoßung nicht gänzlich ausgeschlossen werden. Hinzu kommen oft starke Nebenwirkungen wie Unverträglichkeiten, Infektionen oder andere Erkrankungen. Eine alternative Behandlungsmöglichkeit bietet die Zelltherapie: Als sogenannte regulatorische Zellprodukte werden bestimmte Immunzellen außerhalb des Körpers vermehrt und dann zur Infusion bei Organempfängern verwendet, um auf diese Weise eine selbsterhaltende Immunregulation wiederherzustellen.
Die Charité hat sich mit verschiedenen Einrichtungen an den Arbeiten des internationalen Forschungsverbunds der „ONE-Studie“, koordiniert durch Prof. Dr. Edward K. Geissler vom Universitätsklinikum Regensburg, beteiligt. Insbesondere Wissenschaft­ler/-innen in Berlin haben die Sicherheit und Wirksamkeit der Zelltherapie bei Nierentransplantation sowie den Einfluss auf das Immunsystem getes­tet. In mehreren Zentren weltweit wurden hierfür verschiedene regulatorische Zellprodukte mit einem standardisierten Protokoll entwickelt und dann in getrennten klinischen Studien untersucht. Diese Therapien, die bei Patienten vor oder nach einer Nierentransplantation angewendet wurden, umfassten regulatorische T-Zellen und Makrophagen sowie dendritische Zellen, die entzündungshemmende Botenstoffe produzieren. „Mit der neuen Zelltherapie konnte die immunsuppressive Behandlung in etwa 40 Prozent der Patienten vermindert und so das Risiko für Nebenwirkungen minimiert werden“, sagt die Erstautorin der Studie, Prof. Dr. Birgit Sawitzki vom Institut für Medizinische Immunologie am Campus Virchow-Klinikum.


Sawitzki et al., The Lancet. 2020. DOI: 10.1016/S0140-6736(20)30167-7
Quelle: Pressemitteilung Charité — Universitätsmedizin Berlin 06/2020