Immuntherapien gegen Krebs eröffnen völlig neue Möglichkeiten, diesen "König aller Krankheiten" zu bekämpfen. Welche Fortschritte auf diesem Gebiet bereits erreicht wurden, und welche Herausforderungen noch zu bewältigen sind: das war Thema bei der erstmaligen Konferenz "Technologies for Immuno-Oncology" am 3. April am TranslaTUM in München.
Technologische Innovationen, die einen breiteren Einsatz von Immuntherapien gegen Krebs ermöglichen können, standen in der vergangenen Woche im Mittelpunkt. Ein erster Schritt ist die noch bessere Charakterisierung von vermeintlich gut bekannten Biomarkern. Hierfür ist eine enge Kooperation von Forschung und Industrie Voraussetzung, wie Dr. Holger Krönig, Medical Director Oncology bei Bristol-Myers Squibb in seinem Keynote-Vortrag betonte. Eine Harmonisierung verschiedener Testsysteme beispielsweise für die Tumormutationslast (TMB - Tumor Mutational Burden), sowie die Kombination von mehreren Biomarkern werden Voraussetzung für noch präzisere Therapieentscheidungen sein.
Das Engineering der zellbasierten Therapeutika stellt eine weitere Herausforderung dar: Wie Prof. Dr. med. Dirk Busch von der TU München hervorhob, handelt es sich dabei ja quasi um "lebende Medikamente". Orthotoper TCR-Austausch mittels CRISPR/Cas9- Technologie ermöglicht hier eventuell eine definiertere funktionelle Antwort. Die "Zellfabrik" für die automatisierte Produktion von CAR-T-Zell-Therapeutika stellte Dr. Andrew Kaiser von Miltenyi Biotec vor. Diese wurde den Besuchern der Veranstaltung auch im Rahmen eines sog. "Company Demonstrators" live vor Ort gezeigt.
Dr. Tobias Ostler von Synlab Analytics & Services aus Birsfelden in der Schweiz nahm den Zuhörern die "Angst" vor den regulatorischen Instanzen und empfahl die frühzeitige Kommunikation beispielsweise mit der European Medicinces Agency EMA, von der es beispielsweise auch eine Art Leitfaden für die Klassifizierung von ATMPs (Advanced Therapy Medicinal Products) gibt.
In einer abschließenden Keynote schilderte Dr. Niklas Münchmeier, Novartis Pharma, einige der Hürden auf dem Weg einer der ersten zugelassenen CAR-T-Zell-Therapien von der Forschung auf den Markt. Beispielsweise ist die Komplexität globaler klinischer Studien bei zentraler Herstellung der Zelltherapeutika nicht zu unterschätzen. Die Erstattung dieser Art Therapien ist ebenso Neuland; Novartis hat hier gemeinsam mit verschiedenen Krankenkassen ein "Pay-for-Performance"-Modell entwickelt, bei dem vorerst die Kosten vom Behandlungserfolg abhängen. Dennoch werden viele Hoffnungen in diese neuartigen Therapien gesetzt.
Mehrere Aussteller, darunter z. B. Eurofins Genomics und Sartorius Lab Instruments, präsentierten in kurzen Pitches ihre innovativen Technologien für die Immun-Onkologie – seien es Labordienstleistungen oder Imaging-Lösungen – die die Teilnehmer in der begleitenden Fachausstellung sowie bei Firmen-Demos genauer in Augenschein nehmen konnten. Die knapp 100 Teilnehmer hatten im Rahmen der "Interaction time" am Nachmittag zudem die Gelegenheit, das TranslaTUM – Center for Translation Cancer Research der TU München – bei Führungen zu erkunden und unter dem Motto "Meet the Scientists" mit dem Wissenschaftlernachwuchs direkt ins Gespräch zu kommen.
Veranstaltungsleiterin Dr. Monika Mügschl-Scharf vom Forum MedTech Pharma resümiert: „Die positive Resonanz hat gezeigt, dass wir mit der interdisziplinären Konzeption und dem Aufgreifen dieser hochaktuellen Thematik ideal zur Vernetzung beitragen konnten. Wir werden weiterhin daran arbeiten, gemeinsam mit unseren Partnern für unsere Mitglieder und Kunden die spannendsten Technologie-Trends aufzugreifen und Plattformen für Innovation und Kooperation zu schaffen."
Das TranslaTUM soll als "Modell-Organisation" die Begegnung zwischen verschiedenen Disziplinen – Ingenieurwissenschaften, Lebenswissenschaften und der klinischen Anwendung – ermöglichen, wie dessen neuer Direktor Prof. Dr. Oliver Hayden in seiner Begrüßung hervorgehoben hatte. Die Konferenz Anfang April stand ganz im Zeichner dieser interdisziplinären Begegnung, sowie der Begegnung zwischen akademischer und klinischer Forschung und der Industrie.
Pressemittteilung Forum MedTech Pharma e.V.
10. Apr 2019