Experten der Deutschen Gesellschaft für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin (DGKL) e. V. mahnen solidarischen Umgang mit Ressourcen an

26.03.2020: Die rasante Entwicklung der Fallzahlen von SARS-CoV-2 stellt für alle medizinischen Einrichtungen sowie für die Kolleginnen und Kollegen, die sich täglich im Gesundheitswesen zur Bewältigung dieser Krise einsetzen, eine besondere Herausforderung dar. Das Präsidium der DGKL möchte an dieser Stelle allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Gesundheitswesen danken, die mit ihrer Arbeit täglich die Patientenversorgung gewährleisten.

Mit Sorge beobachtet die DGKL die Entwicklung sowohl bei der Beschaffung als auch zum Teil beim Einsatz der entsprechenden Reagenzien zur Diagnostik von SARS-CoV-2. Da wir uns den Prognosen zufolge in Deutschland erst am Anfang der Pandemie befinden, müssen wir uns auf einen längerfristig andauernden erhöhten Bedarf an diagnostischen Materialien einstellen. Die DGKL mahnt daher ausdrücklich vor einer unnötigen Überdiagnostik und appelliert an alle Kolleginnen und Kollegen, die knappen Ressourcen zielgerichtet und nach medizinisch-wissenschaftlichen Kriterien einzusetzen: „Als Vertreter der Labormedizin haben wir eine hohe Verantwortung gegenüber den Patienten und der Gesellschaft und müssen gerade in schweren Zeiten der Corona-Pandemie große Disziplin wahren“ betont Professor Matthias Nauck, Präsident der DGKL. „Dazu zählt insbesondere, sich als Labormediziner an die empfohlenen Kriterien der Testung auf SARS-CoV-2 zu halten“.

Derzeit wird das Virus molekulargenetisch direkt anhand seiner Erbsubstanz (RNA) nachgewiesen. Bis auf weiteres sind die Testressourcen dafür beschränkt und müssen für die Personenkreise reserviert sein, die in diesem dynamischen Prozess vom Robert Koch Institut priorisiert werden. Die vom RKI angepassten Kriterien für eine Diagnostik auf SARS-CoV-2 sind Menschen mit einschlägigen Symptomen, direkte Kontaktpersonen von Infizierten, Risikopatienten mit Vorerkrankungen sowie medizinisches Personal. Die DGKL schließt sich damit ausdrücklich dem dringenden Aufruf des Präsidenten des RKI, Lothar Wieler, an. Es ist weder sinnvoll noch ethisch oder medizinisch gerechtfertigt, Tests auf Privatzahlerbasis anzubieten oder die Zahl der Tests ohne medizinische Indikation unnötig zu erhöhen.

Des Weiteren appelliert die DGKL mit Nachdruck an die Verantwortlichen in der Politik, sich für die Versorgung und Zulieferung der dringend benötigten Reagenzien einzusetzen. Ein Ausbleiben der Belieferung testender Labore mit den notwendigen Test-Kits und Reagenzien hätte fatale Folgen für die Diagnostik von SARS-CoV-2 und würde die Patientensicherheit nahhaltig gefährden.

Weitere Hintergrundinformationen

Warum sind die Ressourcen (Testanzahl je Tag) beschränkt?

Aktuell werden die molekularbiologischen PCR-Untersuchungen entsprechend dem von der Virologie der Charité ausgearbeiteten Testprotokoll durchgeführt. Dies erfolgt nicht vollautomatisiert, wie in anderen Bereichen der Laboratoriumsmedizin üblich und ist daher noch verhältnismäßig (zeit-)aufwendig. 2

Gibt es eine Hochdurchsatzanalytik (Automatisation) auch für molekulargenetische Tests?

Seit wenigen Tagen haben die ersten 2 international tätigen Hersteller solcher Tests und der zugehörigen Geräteplattformen (Roche Diagnostics, Abbott Diagnostics) in den USA eine Zulassung für einen SARS-CoV-2 Testkit. Bis diese jedoch in größeren Mengen produziert und tatsächlich verfügbar sind, gelten die oben genannten Einschränkungen.

Was bedeutet Antigentest und Antikörpertest (Ag-Test, Ak-Test)?

Antigen- und Antikörpertests stehen bereits seit langer Zeit für andere Viruserkrankungen wie Hepatitis B als wichtige diagnostische Bausteine zur Verfügung und können auf üblichen Analysensystemen in der Laboratoriumsmedizin bearbeitet werden.

Sobald diese Tests nach entsprechender Prüfung (Validierung) auch für SARS-CoV-2 verfügbar sind, werden diese für die Beantwortung von 2 Fragen wichtige Hilfe leisten können:

Ag-Test: Hiermit können bestehende Infektionen erkannt werden, allerdings wahrscheinlich im Zeitverlauf der Erkrankung nicht so frühzeitig wie dies bei den molekularbiologischen Tests mittels PCR der Fall ist.

Ak-Test: Diese werden es ermöglichen, die abgelaufene Infektion und damit dann den entsprechenden Infektionsschutz der getesteten Person zu zeigen.

Pressekontakt:
Karin Strempel
Geschäftsführerin DGKL e. V.
Tel.: 030/39 40 54 15
E-Mail: strempel[at]dgkl[dot]de