BDL e.V.: Appell an Politik und Hausärzte - Laborärzte warnen vor Engpass in der COVID-19-Diagnostik

26.03.2020: Engpässe bei den COVID-19-Testungen in den deutschen medizinischen Laboratorien bereits für die kommenden Tage prophezeit der Berufsverband Deutscher Laborärzte (BDL) für den Fall, dass die Testanforderungen weiterhin in dem bisherigen Umfang ansteigen. Bevor Tests bei den Labors angefordert würden, müsse daher gemäß den Kriterien des Robert-Koch-Instituts zwischen zwingend notwendigen Aufträgen und nachrangigen Untersuchungswünschen differenziert werden.
Insbesondere gelte es, vorhandene Testkapazitäten für medizinisches Personal, Sicher-heitsorgane und weitere besonders gefährdete Personen, wie Hochrisikogruppen unter den Patienten und Patientinnen, zu sichern. Vor allem die Krankenhauslabore müssten von externen, nachrangigen Forderungen entlastet werden. Zudem müsse die Versor-gung mit Testmaterialien und Schutzkleidung jetzt dringend verbessert werden, damit die Labore die ständig steigenden Test-Anforderungen aus Praxen und Gesundheitsämtern auch in der kommenden Woche noch bewältigen könnten.
Warnend machte der BDL auf eine bedenkliche Entwicklung aufmerksam: Eine Unterversorgung insbesondere von chronisch Kranken, die auf regelmäßige Laboruntersuchungen angewiesen sind. Grund: Viele Praxen hätten den regulären Sprechstundenbe-trieb eingestellt oder könnten ihn nicht mehr bewältigten. In den vergangenen 14 Tagen habe man deutschlandweit deutliche Einbrüche bei den entsprechenden Laborüberwei-sungen verzeichnet.
„Die derzeitige Zuspitzung zwingt alle Beteiligten jetzt und unmittelbar zu entschlossenem Handeln“, appelliert der BDL-Vorsitzende Dr. Andreas Bobrowski an Politik, Behörden und Ärzte.

Der BDL formuliert fünf konkrete Forderungen als schnelle Reaktion auf die sich andeutenden Engpässe:

  • Medizinische Labore und Praxen müssen umgehend besser mit Schutzausrüstung versorgt werden. Die Beschaffung und Verteilung muss dringend optimiert werden.
  • Auch Nachschublieferungen von Testmaterialien, wie Entnahmesets, Extraktionskits, PCR-Reagenzien müssen beschleunigt und inländische Produktionskapazitäten – auch durch Investitionshilfen – kurzfristig ausgeweitet werden.
  • Die Anamnese in den Hausarztpraxen muss intensiviert werden, auch durch schnelle Wiederöffnung geschlossener Einrichtungen. Test-Anforderungen von Allgemeinmedizinern an die Labore müssen konsequent am konkreten medizinischen Bedarf orientiert werden – Risikopatientinnen und -patienten mit schweren Krankheitssymptomen haben Vorrang!
  • Zudem müssen ausreichende Testkapazitäten für medizinisches Personal in Klinikum, Krankenhaus und Praxis zur Aufrechterhaltung der Versorgung gesichert werden.
  •  Die medizinische Aufklärung der Bevölkerung zu COVID-19-Symtomen muss weiter verbessert werden, um Ärztinnen und Ärzte sowie Ämter von Beratungsleistungen zu entlasten.

Hinweise für die Redaktionen:
Telefonkonferenz

Der Vorsitzende des BDL, Dr. Andreas Bobrowski (Lübeck), sowie die Vorstandsmitglieder Dr. Theo Stein (Mönchengladbach), Dr. Thomas Lorentz (Kiel) und PD Dr. Matthias Orth (Stuttgart) stehen den Medien ab 11.30 Uhr für ca. eine Stunde für Fragen und Antworten zur Verfügung. Bei Interesse fordern
Sie bitte bis 11 Uhr die Einwahlnummer per E-Mail presse[at]bdlev[dot]de an und fügen Sie Ihre Fragen bei. Die Fragen werden während der Telefonkonferenz von uns verlesen und von den BDLVorstandsmitgliedern beantwortet. Nachfragen sind – abhängig von der Zeit – möglich.

Präsentation
Wo liegt die Bedeutung der fachärztlichen Labordiagnostik in der Coronavirus-Pandemie? Wo liegen die Herausforderungen der Testung im medizinischen Labor? Wie läuft die laborärztliche COVID-19-Diagnostik ab? Was fordert der Berufsverband Deutscher Laborärzte vor diesem Hintergrund? Antworten
finden Sie in einer aktuellen Präsentation: www.meinbdl.de/pressetermin.

Über den BDL
Der Berufsverband Deutscher Laborärzte (BDL) vertritt die beruflichen und wirtschaftlichen Belange der Fachärzte für Laboratoriumsmedizin auf nationaler und internationaler Ebene. Der BDL ging 1984 aus der 1956 gegründeten Arbeitsgemeinschaft der Laborärzte Deutschlands hervor.

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